Darja Donzowa
Der unschuldige Mörder
Original: Zhena moego Muzha
Wie soll man die Unschuld eines Menschen beweisen, wenn alle Indizien gegen ihn sprechen? Maxim Polinski wurde verhaftet unter dem dringenden Verdacht, seine siebte Ehefrau Veronika ermordet zu haben. Die Beweislage ist erdrückend, die Fakten sprechen für sich.
Rezension:
Kathrin Hanik
btb gebunden
ISBN 3-442-75114-4
Obwohl Maxim behauptet, zur Tatzeit eine geschäftliche Besprechung in seinem Büro gehabt zu haben und danach eingeschlafen zu sein, wurde er von mehreren Nachbarn genau zum besagten Zeitpunkt in blutverschmierter Kleidung gesehen. Niemand will ihm deshalb seine Unschuldsbeteuerungen glauben - niemand außer seiner Exfrau Dascha Wassiljewa.
Sie beschließt, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen und den wahren Mörder zu finden. Doch das ist schwerer als gedacht, und im Eifer des Gefechts vergisst Dascha, dass man auf der Hut sein muss, wenn man sich auf die Suche nach einem Mörder macht ...
Darja Donzowas sympathische Heldin Dascha ist zurück! Nach ihrem erfolgreichen deutschen Einstand in Ein Hauch von Winter ermittelt die chronisch neugierige ehemalige Französischlehrerin, die durch die Heirat einer Freundin zu Wohlstand gelangte, in einem persönlichen Fall: Maxim, einer ihrer vier Exmänner wird des Mordes an seiner jetzigen Ehefrau Veronika verdächtigt und niemand außer Dascha glaubt an seine Unschuld, denn alle Indizien sprechen gegen ihn...
Auch in diesem Band zeigt Donzowa, dass sie schreiben kann. Und zwar nicht nur intelligente Krimis, sondern auch gesellschaftskritische Romane, die das heutige Russland in allen Facetten beleuchten, ohne dabei den Unterhaltungsfaktor zu vernachlässigen oder den moralischen Zeigefinger zu heben. Stattdessen erfährt man Details aus dem russischen Alltagsleben einfach so nebenbei, in die Handlung eingebettet, ohne sie zu unterbrechen oder zu stören.
Auch ihre Protagonisten tragen wesentlich zum Erfolg der Serie bei, egal ob es sich um Dascha, ihre beiden Ex-Schwiegermütter, die unerwartet auftauchen, Tochter Manja oder Hund Bandy handelt, denn sie haben alle eins gemeinsam: sie sind sympathisch, manchmal skurril, aber trotzdem glaubwürdig.
Und auch Freunde humorvoller Krimis können unbesorgt zu einem Darja Donzowa greifen: selten findet man so spritzige Dialoge und amüsante Szenen vereint mit einer wirklich fesselnden Krimihandlung. Denn die ist und bleibt trotz aller persönlichen Vorlieben bezüglich Setting, Protagonisten, Humor und gesellschaftskritischen Aspekten nun einmal das A und O eines guten Kriminalromans. Und das ist Darja Donzowas neuestes Werk auf alle Fälle!
Noch ein kleiner Hinweis für chronologisch vorgehende Leser: Der unschuldige Mörder spielt zeitlich gesehen vor "Ein Hauch von Winter", obwohl letzteres in Deutschland zuerst erschienen ist. Man kann die Bücher jedoch problemlos in anderer Reihenfolge lesen und braucht auch nicht zu befürchten, dass die Lösung in Ein Hauch von Winter verraten wird.
Ein weiterer gelungener Kriminalroman aus der Feder der russischen Bestsellerautorin Darja Donzowa, die zu den interessantesten Neuentdeckungen dieses Krimijahres zählt.