Das Buch direkt bei Amazon bestellen S.S. van Dine
Der Mordfall Drache

Original: The Dragon Murder Case
Dumont TB
ISBN 3-83218318-3

Eine heiße Sommernacht im New York der dreißiger Jahre: Erst taucht Sanford Montague bei einer Party in den alten Drachen-Pool. Dann taucht er nicht mehr auf.
Als Philo Vance das Becken leeren lässt, kommen Dinge ans Tageslicht, die niemand dort vermutet hätte.
New York zeigt seine verborgenen Seiten: Indianische Legenden erwachen zu neuem Leben, und Philo Vance muss die Geheimnisse der tödlichen Vergangenheit des Drachen-Pools lüften.

Rezension:
Die zahlreichen Werke Willard Huntington Wrights, der unter dem Pseudonym S. S. van Dine schrieb, waren ein Beitrag Amerikas zum goldenen Zeitalter der Kriminalliteratur der Zwanziger und Dreißiger, das ansonsten hauptsächlich von Briten bestimmt wurde, wie z.B. Agatha Christie, G.K. Chesterton oder Dorothy L. Sayers.
Van Dines Krimis erreichten in Amerika trotz (oder vielleicht gerade wegen) der leicht snobistischen Attitude seines Serienhelden Philo Vance immense Popularität und entbanden van Dine damit von den Geldsorgen, derentwegen er überhaupt zu schreiben begonnen hatte.
Viele seiner Krimis wurden sehr erfolgreich mit William Powell verfilmt, unter anderem auch "Der Mordfall Drache". (Powell erlebte übrigens seine größten Erfolge als Schauspieler mit der Verfilmung eines anderen Krimis: In Raymond Chandlers "Der dünne Mann" ging er als Nick Charles (zusammen mit Myrna Loy als Nora) in die Filmgeschichte ein).
Auch diesmal ist die Krimihandlung überaus clever konstruiert und mit vielen falschen Fährten und einem Hauch Übersinnlichkeit versehen, der viel Verwirrung schafft, obwohl Philo Vance schlussendlich beweisen kann, dass alle Ereignisse rational erklärbar sind. Aus diesem Grund dürfte es nur sehr wenigen Lesern gelingen, den Täter vor Vances Erläuterungen zu ermitteln, obwohl natürlich dem Fairnessgebot des Golden Ages folgend, dem Leser keine Spuren vorenthalten werden.
Dieses Grundprinzip nahm besonders Van Dine überaus ernst, weswegen er sogar „Zwanzig Regeln für das Schreiben von Detektivgeschichten“ aufstellte, die unter anderem untersagten, mysteriöse und finstere Chinesen als Täter zu entlarven, wie sie beispielsweise Edgar Wallace so gerne einsetzte.
Ein intelligenter und unterhaltsamer Kriminalroman, der zu den interessantesten Werken Van Dines gehört und der die kleinen grauen Zellen des geneigten Lesers zur Abwechslung mal wieder ordentlich strapaziert.

Kathrin Hanik