Das Buch direkt bei Amazon bestellen Stephan Gokeler
Supergau

Gmeiner TB
ISBN 3-89977-603-8

Wie eine Bombe schlug die Nachricht in der schwäbischen Kleinstadt Kaltenwesten ein. Keiner in der Gemeinde konnte und wollte es glauben! Ein „Supergau“ war eingetreten und es hatte mit dem Kernkraftwerk zu tun. Aber ganz anders als befürchtet.
Der langjährige Bürgermeister der Gemeinde wurde von der Polizei abgeführt und nach vorläufiger U-Haft zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er das ganze Geld der Gemeinde für private Zwecke unterschlagen haben soll.
Ein Mediensturm fegt über Kaltenwesten und den bis dahin unumschränkten Herrscher in der Kommunalpolitik und Spekulationen nehmen ihren Lauf.
Hat er die ganzen Millionen, die das Kernkraftwerk der Gemeinde beschert hatte, tatsächlich verzockt? Hat er die Gelder in seine verlustreichen privaten Finanzgeschäfte fließen lassen? Ist er auf eine internationale Bande von Anlagebetrügern hereingefallen? Und was hat es mit einer Sekte auf sich, die so unbedingt ein Schulungsgebäude auf der Gemeindegemarkung erbauen wollte? ...
Ein Finanzthriller der ganz besonderen Art - und ein Roman, der schlichtweg auf Tatsachen basiert.

Rezension:
Dass die wahren Verbrechen in der Provinz passieren, weiß eigentlich jeder Lokalreporter. Leider weiß der aber auch, dass in der Provinz die Kontrolle der Stammtische und der parteiübergreifenden Freundeskreise so gut greift, dass man nicht darüber reden kann. Und schon gar nicht schreiben. Es sei denn, jemand wie Stephan Gokeler fasst mal alles in einem Krimi zusammen: rein fiktiv natürlich: journalistisch unaufdringlich, exakt im Detail und konzentriert den Blick aufs Thema geheftet:
Wie Kleinbürgermeister Gruber sich von windigen Anlageberatern und angeblichen Finanzexperten dubiose Geldanlagen für die Gemeinde-Millionen aufschwatzen lässt, damit sie mehr Rendite abwerfen als auf den phantasielosen Festgeldkonten der Gemeinde Kaltenwesten.
Der Biedermann, der am großen Rad drehen will und dabei nicht erkennt, dass er eigentlich nur ein kleines Würstchen ist. Der nicht wahrhaben will, dass er mit seinen Geschäften den Supergau für sich und Kaltenwesten verursacht: Geld weg und ein Strafverfahren am Hals.
Dass all dies womöglich seinen ganz realen Hintergrund - nein: seine reale Vorlage - hat, wenn man statt Kaltenwesten den Namen einer real existierenden Gemeinde einsetzt, die jeder als Standort eines Atommeilers kennt, macht den Reiz dieser Geschichte aus.
Wo und wann Stephan Gokeler dabei die lokalpolitischen Fakten mit ein wenig schriftstellerischer Phantasie ergänzt hat, ist dabei kaum wahrzunehmen - und damit wird aus dem "Supergau" ein Lehrstück dafür, dass die wahren Verbrechen tatsächlich in der Provinz stattfinden. Und man trotzdem darüber schreiben kann.

Reinhard Jahn