Das Buch direkt bei Amazon bestellen Patricia Highsmith
Der Schneckenforscher

Original: Snail Watcher, auch erschienen als: Eleven Stories
Diogenes gebunden
ISBN 3-257-06423-3

Elf Geschichten, mit einem Vorwort von Graham Greene:
Der Schneckenforscher / Warten / Die Schildkröte / Als die Flotte im Hafen lag / Auf der Suche nach X. Claveringi / ...geht seltsame Wege / Mrs. Afton kommt zum Arzt / Die Heldin / Auf der Brücke / Barbaren / Leer ist das Vogelhaus.

Rezension:
„Ich wünsche mir, mich ganz allein in einem Zimmer an meine Schreibmaschine setzen zu können, und ich wünsche mir viele lange Tage, um Geschichten auszuspinnen so zart wie Rauchschwaden“, das schrieb Patricia Highsmith einmal in ihr Tagebuch.
Beim Lesen der Geschichten in der Sammlung „Der Schneckenforscher“ hat der Leser das unbedingte Gefühl, das der Wunsch der Autorin in Erfüllung gegangen ist.
In den meisten der elf Erzählungen (geschrieben über einen Zeitraum von zwanzig Jahren) stehen einsame und scheue Menschen im Mittelpunkt. Unaufdringlich und genau schildert die Autoren den Alltag ihrer Figuren, in den ein plötzliches Ereignis oder eine Entscheidung Unruhe und Ungewissheit bringt. Der Ausgang ist dabei nicht festgelegt.
In der Titelgeschichte „Der Schneckenforscher“ zeichnet die Autorin wieder einmal als kühle und nüchterne Beobachterin und Analytikerin ein Szenario, das sich aus einer alltäglichen und zufälligen Begeisterung zu einem gruseligen und phantastischen Finale steigert.
In „Vor dem Flug“ lernt der Leser einen jungen Mann kennen, der fast schon verzweifelt auf den Brief wartet, der für seine weitere (private) Zukunft entscheidend sein soll. Getrieben von sehnsuchtsvoller und anscheinend vergeblicher Liebe lässt er sich zu einem boshaften Streich hinreißen....
In allen elf Geschichten ist ein wesentliches Element des Stiles von Patricia Highsmith sehr prägnant: der neurotisch getriebene Zwangscharakter der Hauptfiguren und die Sympathie des Lesers mit den von ihren mehr oder weniger ausgeprägten Psychosen und den daraus resultierenden Handlungen.
Dabei ist es unerheblich, ob es sich um dem elfjährigen Victor handelt, der seine Mutter mit einem Küchenmesser ersticht oder um die alte Dame Hattie, die ihrer Mitbewohnerin durch ihre Eifersucht das Leben vergällt. Die stille Genauigkeit des Schreibens, die das Schreckliche im Konkreten fasst, lässt den Leser in einer gewissen Beklemmung zurück oder, wie Graham Greene es in seinem Vorwort so trefflich formuliert:
Ihre Kurzgeschichten sind ebenso beunruhigend, obwohl sie sich - wegen ihrer Kürze - leichter verdrängen lassen. Wir müssen nicht so lange in ihnen leben, um gänzlich darin aufzugehen.....

Maxie Mandel