Das Buch direkt bei Amazon bestellen Patricia Highsmith
Tiefe Wasser

Original: Deep Water
Diogenes gebunden
ISBN 3-257-06405-5

Vic gilt als etwas merkwürdig, aber auch als freundlich und tolerant. Etwas zu tolerant ist er (so finden jedenfalls seine Freunde) gegenüber seiner jungen Frau Melinda, die immer wieder neue Liebhaber ins Haus bringt. Nur die Tatsache, dass diese Männer ihm nicht das Wasser reichen können, scheint ihn zu irritieren. Doch stille Wasser gründen tief ...

Rezension:
Der Mann ist ein Sonderling - und gleichzeitig ein seit vielen Jahren geachtetes Mitglied der Gemeinschaft. Ende der Fünfziger, zur Zeit der Cocktails in gepflegter Atmosphäre bei angenehmer Musik, lebt Victor von Allen mit Frau und Tochter als Herausgeber eines kleinen Verlages in einem reizenden Ort in Neu-England. Die Bücher, die er herausbringt, sind ebenso extravagant und ein wenig schrullig wie er selbst. Also wundert man sich auch nur mäßig, dass Vic die Männerbekanntschaften seiner sehr freizügigen Gattin nicht nur toleriert, sondern den Liebhabern im Gegenteil ausgesprochen freundlich und zuvorkommend begegnet.
Bis zu jenem denkwürdigen Abend, an dem Victor plötzlich bei einer Party andeutet, er habe sich eines der Galane (dessen Tod kurz vorher bekannt wurde) gewaltsam entledigt. Obschon dies nicht bewiesen ist - und der tatsächliche Mörder wenig später gefasst wird - beginnt das Gerede, der gerade aktuelle Liebhaber bekommt es mit der Angst zu tun und nimmt Reißaus vor dem gehörnten Gatten.
Melinda allerdings lässt sich dadurch nicht beeindrucken und weicht auch nicht von ihrem lockeren Lebenswandel ab.
Fast unausweichlich scheint, was nun passiert: Das Limit ist erreicht, Victor kann und will nicht mehr - doch statt offener Auflehnung gegen die für ihn unerträgliche Situation kommt es nun tatsächlich zu einem, wenn auch nicht geplanten, Mord.
Doch der Leser - Highsmiths genialer Schreibe sei Dank - nimmt daran nicht wirklich Anstoß, sondern fühlt im Gegenteil mit dem so lange beherrschten Vic und freut sich, dass er trotz aller Verdachtsmomente den Häschern nicht in die Hände fällt.
Dann allerdings - und wieder spielt die begnadete Autorin auf der Klaviatur der Gefühle, nicht nur ihrer Figuren sondern vor allem der Leser -, nachdem die Dämme zum ersten Mal gebrochen sind, die magische Grenze zwischen Worten und Taten überschritten wurde, mutiert der trotz seiner kleinen Fehler liebenswerte Jekyll zu einem düsteren Mr. Hyde, der sich nach und nach sämtliche Sympathien verscherzt.
Er begeht voller Selbstgerechtigkeit einen weiteren Mord und fühlt sich als der ausführende Arm einer höheren Moralinstanz. Indem er auslöscht, was seiner Ansicht nach nicht lebenswert ist, genügt er seinen eigenen verqueren Maßstäben eines rechtschaffenen Bürgers und treibt auf einen finalen, furiosen und schrecklichen Höhepunkt zu.
Ungewöhnlich für Patricia Highsmith: Die anfänglich so sympathische Hauptfigur erreicht am Ende der Arm des Gesetzes – wenngleich auch Victor van Allen in seinen eigenen schizophrenen Moralvorstellungen gefangen dieses nicht als Gerechtigkeit empfindet, sondern sich über alle erhaben fühlt.
Dem Leser schaudert ob dieser Gefühlskälte - und auch lange, nachdem er das Buch aus der Hand gelegt hat, begleitet ihn der Gedanke, in die tiefen psychopathischen Abgründe einer menschlichen Seele hineingeblickt zu haben.
Ein ebenso verstörender wie intensiver Roman – Patricia Highsmith in Hochform.

Maxie Mandel

 

Gastrezension(en):


Name: Julia Heuken
Email: heukenj@googlemail.com
Datum: 29.3.2016 (17:58)

Tiefe Wasser ist einer meiner Lieblingskrimis und ich habe ihn als Buch und nun auch als DVD, ich habe ihn vor 32 oder 33 Jahren im fernsehen gesehen, mit ganz tollen Schauspielern, Constanze Engelbrecht, die ich von Deutschen Schauspielern immer gern gesehen habe und die anderen Darsteller auch. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie jemand so böse werden kann, wie Victor, der erst so lieb ist, erst wählt er den lieben Weg, dann den Bösen. Melinda fand ich schon von Anfang an böse, sie brachte ihn dazu, aber hinterher war er schlimmer als sie, denn ermordet hat sie trotz ihrer Betrügerein und ihres nicht zu ihrem Mannes halten nichts, angesfiftet hat sie nicht zum Mord, ist aber einer von Victors Verrätern, einer seiner Feinde, vielleicht sogar Hauptfeind, aber er hätte das Problem trotzdem anders lösen müssen, jetzt ist er böse und hat unverzeihliches mit den Morden getan und das arme Mädchen Trixie, erst verwöhnt und wohlhabend hat tote Mutter durch durch ihren Vater Viktor und er hat noch zwei weitere ermordet, kommt ins Gefängnis, traurig für das arme Kind, hoffentlich nehmen Freunde von den van Allens sie auf oder die Eltern ihrer Freundin und ihre Freundin, das wird ja hoffentlich irgendwie, aber verkraften wird sie es nie können und ob ihrem Vater verzeihen, wenn sie auch zu ihm hielt, aber das er auch ihre Mutter umbrachte, selbst wenn sie nicht so nett zu ihr, wie ihr Vater war, ist sie doch auch ihre Mutter und hat immerhin auch mal was für sie getan, wenn auch nichts im Verhältnis wie ihr Vater. Dieser Krimi ist toll spannend, aber phychisch schwer zu verkraften für die Beteiligten, besonders Viktor und Trixie.