Das Buch direkt bei Amazon bestellen Giles Blunt Reinhard Tiffert
Gefrorene Seelen

Original: Forty Words for Sorrow
Deutsch von Reinhard Tiffert
Droemer gebunden
ISBN 3-426-19593-3

Eigentlich ist Algonquin Bay eine eher verschlafene Stadt in der kanadischen Provinz. Nicht gerade ein Hort des Verbrechens. Doch seit einiger Zeit häufigen sich Fälle verschwundener Teenager.
Und Detective John Cardinal hatte immer schon das Gefühl, dass sie nicht einfach nur verschwunden sind.
Als in einem Minenschacht die verstümmelte Leiche des dreizehnjährigen Indianermädchens Katie Pine gefunden wird, werden Cardinals schlimmste Befürchtungen wahr. Er ist sich so gut wie sicher, dass er Mord auf das Konto eines Psychopathen gehen muss.
Aber er kann die Ermittlungen nur schwer vorantreiben, will ihm, ganz gegen seinen Willen, eine Partnerin aufgezwungen wird: Lise Delorme. Und die schnüffelt auf Geheiß seines verschlagenen Chefs in Cardinals Vergangenheit herum. Tatsächlich gibt es da einen dunklen Fleck …
Cardinal ist kurz davor aufzugeben. Doch dann wirft das Verschwinden des 18-jährigen Keith aus einer Bar in Algonquin Bay neues Licht auf die Sache …

Rezension:
Viel Zeit und Geduld sind notwendig, um das erste Drittel von „Gefrorene Seelen“ zu bewältigen. Es wimmelt nur so von Namen, die sich leider manchmal sogar ähneln und dadurch noch schlechter zu merken sind. Dass der Krimi in Kanada spielt ist völlig egal und austauschbar. Trotzdem wird es allmählich spannend.
Die Perspektive wechselt zwischen den Ermittlern, den Tätern und dem Opfer. Interessant dargestellt ist die Psyche der Figuren auf beiden Seiten. Die Sorgen des Familienvaters der darunter leidet, einmal etwas Unrechtes getan zu haben, genauso wie der Zwiespalt der Kommissarin, die ihren Kollegen hinterher schnüffeln muss. Die Mittäterin leidet unter ihrem Äußeren und heischt so sehr nach Liebe, dass sie sich dem Mörder total unterwirft. Der wiederum bleibt fasst immer cool und scheint genau zu wissen, was er tun will.
Manchmal hinkt die Logik etwas und die Entwicklung einer Idee ist etwas zu einfach ausgearbeitet. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, den Plot noch etwas zu straffen, um so das Wesentliche mehr in den Fordergrund zu rücken. Die Spannung besteht aber trotzdem bis zum Schluss.

Kiebitz

***

In der kalten Jahreszeit was kanadisches lesen, durch zugeschneite Wälder und über vereiste Seen streifen, dabei sein Sofa nicht verlassen und vor Spannung den Tee vergessen. So verspricht es der Klappentext zwischen den Zeilen.
Der Krimi-Vielleser ist die Leichen gewöhnt, und seien sie auch noch so entstellt. Das Wie ist die Frage, die den Schauer über den Rücken jagt.
Das Wie bei Giles Blunt schaut so aus: Ein Gewusel von Detectives, Sergeants, Vorgesetzten, Untergebenen, Verwandten, Kollegen usw.
Und das alles noch bei ähnlich klingenden Namen. Man muss sich sehr konzentrieren um die Polizeiarbeit vor Augen entstehen zu lassen. Ruhigere Passagen mit nur ein, zwei Figuren gibt es wenige, diese sind aber die besten.
Zum Beispiel als Detective John Cardinal seine schwer kranke Frau im Krankenhaus im "Lichtzimmer" besucht. Für wenige Momente und Seiten ist der Leser berührt und will weiterlesen, doch leider stürzt er gleich danach wieder in das Gewimmel der Ermittlungen.
Wenig von Kanada ist da zu spüren, wenig von dem Indianerreservat, aus dem einer der vermissten Jugendlichen und die erste Leiche, eingefroren im Eisblock, stammt.
Alle Ansätze sind gut und wären auch spannend, hätte der Autor sich auf nur einen oder höchstens zwei Ermittler konzentriert. Es hätte so was wie Fräulein Smillas Gespür für Schnee auf kanadisch sein können.
Grausamkeiten und Schocker gegen Ende tragen nicht zur Spannung bei.
Ein Geschenktipp für Ian Rankin Fans, dort gibt es vergleichbare Massenszenen.

K.Ara