Das Buch direkt bei Amazon bestellen Martha Grimes Cornelia C. Walter
Die Trauer trägt schwarz - Ein Inspektor-Jury-Roman

Original: The Blue Last
(17. Band)
Aus dem Amerikanischen von Cornelia C. Walter
Goldmann TB
ISBN 978-3-442-46902-4

Weihnachten naht, und in den Straßen von London herrscht geschäftige Betriebsamkeit. Doch Inspektor Jury ist alles andere als festlich gestimmt. Sein alter Freund und Kollege Mickey Haggerty ist schwer erkrankt und braucht dringend seinen Rat in einem lange zurückliegenden Fall.
Haggerty hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, eine Tragödie aufzuklären, die sich vor mehr als fünfzig Jahren innerhalb der vermögenden Londoner Brauerei-Familie Tynedale abgespielt hat.
Aber noch bevor Jury mit seinen Ermittlungen beginnen kann, ereignet sich ein mysteriöser Mord: Simon Croft, ein enger Freund der Tynedales, wird erschossen aufgefunden.
Inspektor Jury fällt es schwer, an einen Zufall zu glauben: Er wird den Verdacht nicht los, dass es einen verborgenen Gegenspieler gibt, der alles daran setzt, die Vergangenheit für immer ruhen zu lassen ..

Rezension:
Ein neuer Martha Grimes war lange Jahre immer ein Höhepunkt im Krimijahr, doch die letzten beiden Bände konnten diesen Erwartungen nicht gerecht werden. Um so erfreulicher, dass „Die Trauer trägt Schwarz“ wieder nahtlos an die alt gewohnte Qualität anknüpft und 479 Seiten ungetrübtes Lesevergnügen beschert.
Endlich einmal ist Superintendent Jury nicht unglücklich in ein Mordopfer bzw. eine Tatverdächtige verliebt und auch die liebgewonnene Long Piddleton Truppe um den göttlichen Melrose Plant und die herrlich komische Tante Agatha hat wieder einen größeren Auftritt. Kaum verwunderlich, dass Plant eine Hauptrolle in einigen der besten Szenen des Buches spielt, wie z. B. als er zusammen mit dem Antiquitätenhändler Marshall Trueblood Italien bereist, um die Authentizität von dessen möglichen Massacio–Tafelbild zu beweisen oder als er (diesmal als Gärtner verkleidet) Undercover im Hause eines Tatverdächtigen ermittelt.
Wem die letzte dieser beiden Szenen bekannt vorkommt, der hat natürlich recht: ähnliche Einlagen gab schon in früheren Bänden der Serie, genauso wie der kleine, allein lebende Junge Bennie mit seinem Hund schon fatal an einen anderen kleinen Jungen namens Bertie, aus „Inspector Jury spielt Domino“, dem zweiten Band der bislang 17-teiligen Erfolgsstory, erinnert, der ebenfalls allein lebte und – Sie ahnen es schon – auch einen Hund hatte; scheinbar kam die Autorin auf die Idee, die besten Elemente aus ihren Anfangswerken zu recyceln.
So lange dies aber kein Dauertrend wird, sei es der Amerikanerin verziehen, denn trotz dieses Mankos ist „Die Trauer trägt Schwarz“ immer noch um Längen besser als ihre beiden vorletzten Werke. Auch die Krimihandlung ist wesentlich raffinierter gestrickt als es auf den ersten Blick scheint, so dass nur sehr wenige Krimifans nicht überrascht sein dürften, wer schließlich als der Mörder in einem überaus rasanten Finish entlarvt wird, das den Adrenalinpegel des gebannten Lesers noch einmal gehörig in Höhe schießen lässt.
Ein packender Kriminalroman, dessen atemberaubender Cliffhanger nur eines zu wünschen übrig lässt – nämlich dass der Goldmann Verlag die Jury-Fans nicht wieder drei Jahre auf die Fortsetzung warten lässt.

Kathrin Hanik