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Supergute Tage oder Die Sonderbare Welt des Christopher Boone

Original: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time
Aus dem Englischen von Sabine Hübner
Blessing gebunden
ISBN 3-89667-228-2

Christopher Boone leidet am Asperger-Syndrom, einer leichten Form des Autismus, und geht zur Sonderschule. Von den komplizierten menschlichen Gefühlen versteht er wenig, aber in Mathe und Physik ist er geradezu genial. Darum will er später auch Astronaut werden. Oder Wissenschaftler. Er liebt Primzahlen, Puzzles und Polizisten.
Aber er hasst Gelb und Braun. Damit er auch Fleisch und Gemüse, das diese Farbtöne hat, essen kann, hat er immer Lebensmittelfarbe dabei.
Seit seine Mutter vor zwei Jahren überraschend gestorben ist, vertraut er nur noch einem Menschen auf dieser Welt: seinem Vater. Die beiden verstehen sich auch gut – bis Christopher eines Nachts Wellington, den Pudel der Nachbarin, tot im Garten findet. Christopher mag Hunde sehr. Bei ihnen weiß er, woran er ist.
Entsetzt über die brutale Art, auf die Wellington ermordet wurde (mit einer Mistgabel erstochen), will er unbedingt den Täter finden und nimmt die Ermittlungen auf. Streng logisch, mit Deduktionen, wie einst Sherlock Holmes.
Er kann nicht ahnen, wie sehr Wellingtons Tod mit seiner eigenen Geschichte zusammenhängt ...

Rezension:
Der Einstieg ist verwirrend, die Kapitelnummerierung noch mehr (was sich aber zum Glück auf Seite 22 klärt), doch haben Text und der kraftvolle Sprachfluss eine solche Eigendynamik, dass schon nach kurzer Zeit ein Ausstieg aus dem Roman nicht mehr möglich ist.
Der Ich-Erzähler ist Autist, was sich dem Leser (so er die Klappe nicht aufmerksam studiert hat) aber erst nach und nach erschließt.
Mathematik und Physik sind seine Stärken - was man messen und zählen, durch eine genaue Angabe der Uhrzeit oder der exakten Koordinaten bestimmen kann, das ist wirklich, gut und richtig für ihn.
Berührungen mag der Fünfzehnjährige nicht - selbst wenn sie von seinem Vater, dem selbständigen Heizungsbauer kommen, bei dem er seit dem Tod der Mutter zwei Jahre zuvor lebt.
Christopher lügt nicht - aber er mag Sherlock Holmes (speziell den "Hund von Baskerville") und er liebt es, den Dingen auf den Grund zu gehen, darum macht er sich auf die Suche nach dem Mörder von Nachbars Pudel Wellington.
Das ganze Ausmaß der Tapferkeit, die der Junge bei seinen Ermittlungen an den Tag legt, offenbart sich, wenn man versucht nachzuvollziehen, wie kompliziert es für Christopher ist, sich neuen Menschen in seinem Leben zu nähern. "Wenn neue Lehrer an die Schule kommen, dann rede ich erst mal wochenlang nicht mit ihnen … Dann stelle ich ihnen persönliche Fragen, zum Beispiel, ob sie Haustiere haben … oder was sie über die Apollo-Raumfahrtmissionen wissen; ich lasse sie einen Grundriss ihres Hauses zeichnen … damit ich sie kennenlerne. Nach einer Zeit macht es mir nichts mehr aus, mit ihnen im selben Zimmer zu sitzen, und dann muss ich sie nicht mehr immerzu beobachten." (S. 54)
Nach und nach treten Dinge zutage, die Christophers eigene Familie und seine Nachbarschaft betreffen und weitreichende Folgen haben. Was dann passiert, ist höchst außergewöhnlich und unvorhersehbar - amüsant und zuweilen gleichzeitig extrem herzzerreißend - bis zu einem unerwarteten und dennoch tröstlichen Ende.
Witzig, packend, zum lachen, zum weinen, charmant, ausgesprochen treffend in den Beobachtungen und dabei in all seiner Schlichtheit genial - so präsentiert sich der erste Roman des preisgekrönten Kinderbuch- und Drehbuchautors Mark Haddon, der mit seinen Sätzen die Dinge auf den Punkt bringt, ohne gewollt vereinfacht zu klingen.
Kein Wunder also, dass das in 24 Länder verkaufte Buch gleich nach dem Erscheinen für viel Furore in den Medien sorgte - und keine Frage, dass sich dieser Titel auch bei den deutschen Lesern schnell allergrößter Beliebtheit erfreuen wird.

Miss Sophie