Das Buch direkt bei Amazon bestellen S.S. van Dine
Der Mordfall Terrier

Original: The Kennel Murder Case
(6. Band Philo Vance)
DuMont TB
ISBN: 3-8321-8304-3

"Aber das widerspricht sich doch", wandte Markham ein. "Wer außer Coe könnte die Tür denn von innen verriegelt haben?"
"Anscheinend niemand", antwortete Vance mit einem wehmütigen Seufzen. "Das ist ja das Interessante an der Sache. Die Lage ist folgende: Ein Mann wird ermordet; der Mörder geht, das Opfer erhebt sich und verschließt die Tür hinter ihm; dann setzt sich der Tote in den Sessel und richtet alles so ein, dass es wie Selbstmord aussieht."

New York in den Goldenen Zwanzigern: Der wohlhabende, aber unbeliebte Hundezüchter Archie Coe wird tot im verschlossenen Schlafzimmer seines Hauses gefunden – erschlagen, erschossen und erstochen. Ein Verdächtiger ist schnell bei der Hand: Coes Bruder. Bis auch dieser ermordet aufgefunden wird.

Rezension:
Auch wenn Philo Vance vielleicht nicht den Charme und Witz eines Lord Peter Wimsey versprüht, so sind seine Abenteuer nichtsdestotrotz Kriminalromane der Extraklasse. Es gibt kaum einen anderen Autor, abgesehen vielleicht von John Dickson Carr, der so komplizierte und spannende Krimirätsel erfinden kann, ohne dabei die Gesetze der Logik zu verletzen und eine Reihe höchst unwahrscheinlicher Zufälle zu beanspruchen.
Diesmal bittet Staatsanwalt Markham seinen Freund Philo Vance und dessen Anwalt und Biographen S.S. van Dine zu einem Todesfall im Hause des reichen Kunstsammlers Coe, der so augenscheinlich ein Selbstmord sein muss, dass Markham wieder misstrauisch wird. Schnell wird den dreien klar, dass Archer Coe tatsächlich ermordet wurde, aber nur wie? Schließlich befand er sich in seinem von innen verriegelten Zimmer im Morgenrock, in dessen Stoff sich kein Einstichloch finden lässt, anders als in dem Anzug, den er darunter trägt...
Liebhaber des klassischen Kriminalromans werden es sicherlich sofort erkannt haben: S.S. van Dine (das Pseudonym des Kunst- und Literaturkritikers Willard Huntington Wright) bietet eine weitere Variation des beliebten „Locked-Room-Mystery“, in dem ein Mord in einem von innen verschlossenen Raum begangen wurde, der keinerlei anderen Zugänge wie z.B. noch aus dem Mittelalter stammende, aber nun (abgesehen von dem Mörder natürlich) in Vergessenheit geratene Geheimgänge besitzt.
Dieser Roman widerlegt außerdem die These, dass Wright völlig humorlos gewesen sein muss, baut er doch immerhin ein unterhaltsames Spiel mit der Gattung Kriminalliteratur ein, indem er einen verdächtigern finsteren Chinesen erscheinen lässt, dessen Vorhandensein in einem Krimi mit Anspruch er in seinem Essay „Zwanzig Regeln für einen Kriminalroman“ fünf Jahre zuvor nachdrücklich untersagt hatte.
"Der Mordfall Terrier“ ist ein überaus spannender Kriminalfall, der selbst für Krimikenner, die den Täter normalerweise fast immer erraten, nur sehr schwer zu knacken ist.

Kathrin Hanik