Das Buch direkt bei Amazon bestellen Willy Josefsson
Denn ihrer ist das Himmelreich

Original: den fjärde punkten
rororo TB
ISBN 3-499-23320-7

Sensibel, widerborstig und immer für einen Verstoß gegen die Kirchengebote zu haben: Eva Ström ist Pastorin in der südschwedischen Provinz. Aber als ein kleiner Junge aus ihrem Kirchenchor tot aufgefunden wird, beginnt die sonst so resolute Gottesdienerin nicht nur an sich selber zu zweifeln.
Kurz darauf kommt ein tatverdächtiger Pädophiler ums Leben. Hat er sich selbst gerichtet, oder war der Mann nur ein Bauer im Schachspiel einer dunklen Macht? Eva Ström stellt unangenehme Fragen und trifft auf eine Mauer des Schweigens.

Rezension:
Es dauerte eine Weile, bis man die Ecken und Kanten erkennt, die Eva Ström hat - Pastorin und Seelsorgerin in einer kleinen Gemeinde, eingespannt in den alltäglichen Kleinkram im Gemeindebüro und mit einem kaum erwähnenswerten Privatleben. Der Mord an einem Jugend aus ihrem Chor lässt sie - schon rein berufsbedingt - nicht unbeeindruckt, aber mehr als ein paar Fragen über ein paar seltsame Zusammenhänge stellt sich Eva Ström zunächst nicht. Erst als ihr auffällt, dass eine Freundin des Jungen nicht mehr zu den Chorproben erscheint, will sie wissen, ob da etwas in ihrer Gemeinde vorgeht, was sie wissen sollte.
Eva Ström ist weder eine der typischen Krimiheldinnen aus Kirchen-Milieu, noch lässt sie sich als eine der aktiven und taffen Frauenkrimi-Figuren einordnen, die uns die letzten Jahre in Übermaß beschert haben.
Wie auch Willy Joseffsons Geschichte überhaupt mal mehr und mal weniger gekonnt mit den vertrauten Elementen des Genres spielt, ohne sich in letzter Konsequenz darauf einzulassen.
Das ist sowohl Schwäche als auch Stärke des Romans: dass Eva Ströms Ermittlungen zwar ins Milieu der Pädophilen führen und uns zunächst durch die Parallelhandlung auch suggeriert, dass die Aufklärung nach dem klassischen Muster hier vollzogen werden wird - aber dann wendet sich alles unverhofft zu einer alltäglichen Geschichte, die allerdings nicht weniger bedrückend ist.

Reinhard Jahn