Das Buch direkt bei Amazon bestellen Toni Huber Ralph Schwingel
Schwarze Post aus Altona

Emons TB
ISBN 3-9244-9125-9

Schwarze Post, Erpressung, fiel nicht ins Sortiment des Lettristen Siegel. Für ihn war schreiben Aufklärung, nicht Eingriff in die Wirklichkeit, sondern Wirklichkeit selbst, bisweilen wesentlicher als diese.
Bloch war da anderer Ansicht. Ein Fussballspieler will immer spielen, zumindest in den Heimspielen des FC St. Pauli. "Schreib mich in die Mannschaft, Siegel!", sagte er.
Schwede war schon mit ein paar Zügen für seine Händepartie zufrieden. Und Dora Finbeck? Auch sie hatte einen Job für Siegel. Aufklärung, genau seine Kragenweite.

Rezension:
"Ich saß schon seit drei Stunden untätig und langweilte mich in den taubengrauen Nachmittag hinein." Erste Sätze wie dieser sind normalerweise ein Grund, ein Buch gleich wieder wegzulegen. Denn auf solche ersten Sätzen folgen Geschichte von coolen Schnüfflern, die in ihrem verdreckten Büro von einer aufregenden Blondine besucht werden, die "Helfen Sie mir!" haucht und unseren Helden mir nichts dir nichts ins Bett und eine schmutzige Geschichte zerrt.
Aber man sollte einem Buch auch hin und wieder eine zweite Chance geben, und dann stößt man mit etwas Glück auf eine ziemlich witzige und temporeiche (wenn auch nicht immer ganz logische) Szenestory aus der Hamburger Halb- und Fussballwelt.
Huber und Schwingel verstehen sich auf den zeitgeistig-abgedrehten Sprachwitz irgendwo zwischen Hen Hermanns und Gunter Gerlach, die ihnen später nachfolgten.
Und mit ihrem Lettristen Siegel haben sie einen Helden, dem man seinen schrägen Blick auf die Welt wirklich abnimmt. Zugleich ist Siegel als professioneller Briefeschreiber natürlich vollkommen ungeeignet, um als Schnüffler auch nur die Spur eines Kriminalfalls aufzuklären. Deshalb wird er auch mit jedem Brief, den er für seine verwirrend schöne Klientin schreibt, immer noch tiefer in den Fall hineingezogen, der sich am Ende dann konsequenterweise von selbst klären muss.
Aber was man bis dahin an alltäglich-komischem Personal und alltäglichem Wahnsinn kennenlernt, macht den Roman zu einem amüsanten kleinen Abenteuer, in dem der Held Siegel als Mann des Wortes genau seinen richtigen Platz hat.

Reinhard Jahn