Das Buch direkt bei Amazon bestellen Roger L. Simon
Die Baumkrieger

Original: The Lost Coast
(7. Band)
UT metro TB
ISBN 3-293-20278-0

Moses Wine hat es weit gebracht: Er besitzt in L.A. eine lukrative Privatdetektei und er hat eine schöne Freundin. Trotzdem ist er nicht glücklich, denn er führt jetzt genau das stinknormale bürgerliche Leben, das er früher immer verachtet hat.
Seine radikale Vergangenheit holt ihn ein, als er erfährt, dass sein Sohn von der Polizei gesucht wird: Er gehört zu einer Gruppe von Umweltaktivisten, und ihm wird vorgeworfen, schuld am Tod eines Holzfällers zu sein.
Zusammen mit seiner Exfrau, mit der er seit Jahren kaum gesprochen hat, macht sich Moses Wine in den Nebelwäldern Nordkaliforniens auf die Suche nach seinem Sohn, bevor die Polizei ihn aufspürt. Er muss den wirklichen Mörder finden – auch wenn es sein eigener Sohn ist.

Eine Leseprobe sowie weitere Informationen zum Buch und seinem Hauptthema finden sich auf der Internetseite des Unionsverlages.

Rezension:
Anti-Vietnam-Proteste, Flower Powe, Umweltschutz, Feminismus – Themen, die vor über 30 Jahren die Welt bewegten.
Doch die 60er und 70er sind nun schon lange Zeit vorbei. Und die jungen Erwachsenen von damals stehen nun mitten im Leben, haben selbst Kinder, sich an das von ihnen damals so verhasste „Establishment“ angepasst.
Aber was passiert, wenn sie von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt werden? Der amerikanische Krimiautor Roger L. Simon spielt mit dieser Idee und lässt seinen Kultdetektiv Moses Wine im neuen Jahrtausend seinen siebten Fall lösen, der ihn auf unliebsame Weise an längst verdrängte Zeiten erinnert, denn sein Sohn wird als Umweltaktivist der Gruppe „Hüter des Planeten“ von der Polizei gesucht – er soll mutwillig den Tod eines Holzfällers verschuldet haben. Doch Moses Wine ist von der Unschuld seines Sohnes überzeugt und macht sich zusammen mit seiner Exfrau auf, die wahren Täter zu finden, doch damit fangen seine Schwierigkeiten erst an...
Moses Wine gehört zu den wenigen Krimihelden Amerikas, die nur sehr sporadisch auf dem Buchmarkt auftreten, seit 1973 ermittelte er insgesamt nur sieben Mal – doch dafür immer mit durchschlagendem Erfolg. Der erste Band „The Big Fix – Das Geschäft mit der Macht“ katapultierte den damals dreißigjährigen Simon in die erste Riege der zeitgenössischen Krimiautoren und wurde auch als Kinofilm fünf Jahre später ein Hit mit Richard Dreyfuss in der Hauptrolle.
Roger L. Simon hat in „Der Baumkrieger“ nicht nur einen spannenden Krimiplot um ein interessantes und kontroverses Thema konstruiert, sondern es auch geschafft, seinen Protagonisten in glaubwürdiger Weise altern zu lassen. Keine Selbstverständlichkeit in Krimizeiten, wo eine Kinsey Millhone seit Ewigkeiten im Santa Teresa des Jahres 1985 festsitzt und eine Sturmfrisur und Pink trägt oder ein Jim Qwilleran in den über dreißig Jahren seines Serienlebens die Ende Vierzig/ Anfang Fünfzig nie signifikant überschritten hat. Zu Simons Stärken gehören auch sorgfältigen Portraits aller Nebenfiguren, egal wie unbedeutend sie eigentlich für die Handlung sein mögen.
Mit „Der Baumkrieger“ ist Simon der Sprung ins dritte Jahrtausend mehr als nur gut gelungen – denn eine neue Generation von Krimilesern hängt an seiner Feder und wird, nachdem sie alle früheren Abenteuer des Kultdetektivs verschlungen hat, sehnsüchtig darauf warten, dass der Amerikaner das nächste liefert – und das hoffentlich bald.
Ein außergewöhnlicher und sehr fesselnder Krimi aus Los Angeles, der sich wohltuend von der üblichen Krimikost abhebt und es nicht nur deshalb verdient, gelesen zu werden.

Kathrin Hanik