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Tod an der Trave

KBV TB
ISBN 3-937-70102-4

Hans Conrads Frau Jule fällt bei einem Winterspaziergang geradezu über die Leiche der Dom-Organistin der ehrwürdigen Hansestadt an der Trave. Conrad hat inzwischen seinen Job bei der Berliner Kriminalpolizei an den Nagel gehängt. Also ermittelt er auf eigene Rechnung. Und gerät unter anderem an eine eher unorthodoxe Religionsgemeinschaft mit sehr bizarren und freizügigen Riten.
Nach und nach blättert bei einigen der traditionell angesehnen Institutionen der Lack ab. Die Hafenbehörde erweist sich als korrupt, die Polizei als unfähig, die Kirche als feige. Der Arbeitslose Hans Conrad muss daher selbst für Ordnung sorgen.

Rezension:
Hans Conrad hat so ziemlich alles, was man von einem Looser erwarten kann: keine Arbeit mehr, kein Geld mehr, keine Frau mehr. Aus Berlin hat es den ehemaligen Kriminalkommissar in die Hansestadt an der Trave verschlagen, in ein denkmalgeschütztes Haus, das er mehr schlecht als recht in Eigenleistung renoviert.
Die Tote, die seine Ex-Gattin bei einem ihrer wenigen Besuchen unterm Eis der Trave entdeckt, droht Conrads beschauliches Verlierer-Leben ordentlich umzukrempeln. Kam die erfolgreiche und beliebte Dom-Organistin bei einem Unfall ums Leben oder wurde sie doch Opfer eines Mordes? Als ordentlicher Verlierer will Conrad sich natürlich aus dem Fall heraushalten, doch das wissen leider die Zeitgenossen nicht, die ihm in der Altstadt auflauern, um ihn mit einer ordentlichen Tracht Prügel klar zu machen, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll.
Ab sofort hält Conrad sich nicht mehr heraus. Er forscht ein bisschen nach und steckt bald mittendrin: in dem Kungel und Klüngel der kleinen Hansestadt, im organisierten Verbrechen und noch einer Menge anderer Dinge, von denen er nie etwas wissen wollte.
Die verwinkelten Altstadtgassen mit ihren geheimen Hinterhöfen und Durchgängen werden in Carsten Pipers suggestiver Prosa zum Sinnbild der verzwickten Verstrickungen des Kriminalfalles: was hat die russische Gangsterchefin aus dem Hafen mit der toten Organistin zu tun? Und welche Rolle spielt die seltsame Satanisten-Sekte mit ihren widerlichen Ritualen, auf die Hans Conrad schließlich stößt?
Statt mehr Aufklärung gibt es mit jedem weiteren Schritt der Story mehr Rätsel, mehr düstere Anspielungen. Alles hängt mit allem zusammen, genau wie die Gassen der Altstadt für den Ortsfremden zum Labyrinth werden können. Und für alles findet Hans Conrad am Ende schließlich eine Erklärung. Eine Lösung findet er nicht - und steht genau wie am Anfang da - als Looser.

Reinhard Jahn