Michael Ridpath
Fatal Error
Original: Fatal Error
Dass sie mit ihrer genialen Geschäftsidee so schnell in eine Sackgasse geraten, damit hätte David wohl nicht gerechnet. Mit seinem Freund Guy Jordan war er drauf und dran, Ninetyminutes.com zur führenden Fußball-Website Europas zu machen.
Rezension:
Zack
Hoffmann und Campe gebunden
ISBN 3-455-06319-5
Doch plötzlich gibt es Querelen mit Guys Vater, es entsteht ein Machtkampf zwischen Vater und Sohn, der David an ein traumatisches Erlebnis seiner Jugend erinnert: Auch damals waren Vater und Sohn aneinandergeraten und am nächsten Morgen lag die Freundin des Seniors tot in ihrem Schlafzimmer.
Die Freundschaft zwischen David und Guy hat durch diesen Vorfall einen Riss bekommen, der bis heute nicht ganz verheilt ist. Nun prallen Vater und Sohn wieder mit aller Härte aufeinander.
Und das bleibt nicht die einzige Parallele zum damaligen Erlebnis. Denn auch jetzt gibt es wieder einen Toten ...
Was er macht, das macht er richtig, der Ex-Finanzexperte Michael Ridpath, der seit seinem Erstling "Der Spekulant" (1995) nicht mehr aus den Bestsellerlisten wegzudenken ist. Und so ist auch sein neuester Roman ein furioser Pageturner, der beim an Spannung und Nervenkitzel interessierten Leser keine Wünsche offen lässt.
Die Geschichte der beiden Freunde David Lane und Guy Jourdan spielt vor dem Hintergrund der Dot-Com Blase, jener aus dem Nichts entstandenen und im Handumdrehen mit astronomischen Summen bewerteten Unternehmen, die doch kurz darauf zum Großteil nicht mehr das Papier ihrer Visitenkarten wert waren.
Und während sich die aktuellen Unstimmigkeiten mit Guys Vater, Tony Jourdan, zu einer wahren Krise ausweiten, bevor sie gar noch in Schlimmerem ihren vorläufigen Höhepunkt finden, werden parallel die Ereignisse jenes verhängnisvollen Urlaubes an der Cote d'Azur im Landhaus des alten Jourdan rekapituliert, der viele Jahre zuvor das Leben von vier Schulfreunden (zwei Jungen und zwei Mädchen) nachhaltig veränderte.
Zwei Handlungsebenen, glaubhafte Figuren, eine kenntnisreiche Schilderung der technischen Details und wirtschaftlichen Zusammenhänge, Hochspannung und Action an den richtigen Stellen - die Story hat alles, was gute Unterhaltung braucht.
Dazu trägt auch nicht zuletzt das Spannungsfeld zwischen den beiden Protagonisten. Auf der einen Seite Ich-Erzähler David, der aus seinem bodenständigen, aber leider drögen Leben als Wirtschaftsprüfer ausbricht, um im Sex, Drugs und Rock'n'Roll Business der New Economy die Puppen tanzen zu lassen. Und dann sein Freund Guy, Sohn aus reichem Hause, ein verkrachter Schauspieler und Frauentyp, dessen charismatische Ader dafür sorgt, dass es ihm ein Leichtes ist, seine Website marketingtechnisch an den Mann zu bringen.
Doch der Roman kann noch mehr, als den Adrenalinspiegel der Leser nach oben zu treiben. Denn bei alledem und alledem liefert er doch auch ein minutiöses Sittengemälde der späten Neunziger, jener Zeit um die Jahrtausendwende, als das Heil und die Zukunft der Wirtschaft in den virtuellen Welten zu liegen schien. So plastisch schildert Ridpath Euphorie und Ernüchterung beim Aufbau der Website, dass jeder, der sich selbst auf diesem Sektor bewegt, nicht umhin kann, gefesselt zu sein.
Uneingeschränkt empfehlenswert - und das nicht nur für Internet-Freaks!