Das Buch direkt bei Amazon bestellen Harald Parigger
Der Dieb von Rom

Arena gebunden
ISBN 3-401-05259-4
(Kinder ab 12)

Italien im Jahre 23 v. Chr.
Die Eltern des 15-jährigen Marius haben ihr Landgut verloren und nun bleibt ihnen nur eines: Sie müssen in die Hauptstadt.
Das Leben in den Elendsvierteln von Rom ist alles andere als einfach. Ohne die Hilfe ihres findigen griechischen Sklaven Alexios würde Marius Familie kaum überleben können - und daneben aalen sich die einflussreichen Bürger Roms in Wohlstand und Luxus!
Aufgebracht schwört sich Marius, es den reichen Patriziern zu zeigen und sich ein geheimnisvolles Doppelleben zuzulegen. Im Schutz der Dunkelheit wird der arme Plebejerjunge zum gefährlichen "Dieb von Rom", dessen tollkühne Streifzüge schon bald in der ganzen Stadt für Gesprächsstoff sorgen.

Rezension:
Raus aus dem farbenprächtigen Mittelalter und hinein ins nicht minder pralle Leben der Antike - mit seinem neuen spannenden Jugendbuch zeigt Autor Parigger, dass er seinen Lesern mehr als eine Epoche nahe bringen kann.
So packend, dass es kaum möglich ist, die mehr als dreihundert Seiten NICHT in einem Rutsch zu verschlingen, schildert der engagierte Pädagoge die Geschichte des Landjungen Marius, den die plötzliche Verarmung seiner Familie zwingt, sich an ein Leben in der Großstadt zu gewöhnen.
Und die Zustände, die er im alten Rom erlebt, sind wahrlich alles andere als paradiesisch: Fünf Personen zusammengepfercht in einem winzigen Zimmer, ohne Herd und Latrine, die Männer täglich (und meist vergeblich) auf der Suche nach einem Tagelöhnerjob, um wenigstens ein wenig Essen kaufen zu können, die Frauen von Krankheiten geplagt und alle Familienmitglieder immer wieder gedemütigt und verspottet von jenen, die das Schicksal nicht so benachteiligt hat.
Kein Leben für einen stolzen, hitzköpfigen jungen Mann wie Marius - und kein Wunder, dass sein Wunsch nach Rache an den Verursachern der Misere immer größer wird. Wie gut, dass er ein völlig überraschendes Ventil für seine Gefühle findet und zwei Lehrmeister, die besser nicht hätten sein können, um eine absolut unerwartete, ebenso heimliche wie verbrecherische "Karriere" einzuschlagen.
Wie Meisterdieb Marius im Verlauf seiner abenteuerlichen Laufbahn die Liebe findet, einer politischen Verschwörung auf die Spur kommt und schließlich in große Gefahr für Leib und Leben gerät, das erzählt der Autor so mitreißend und lebensnah, dass der Leser förmlich die vielfältigen (und nicht immer angenehmen) Gerüche der Stadt, das Stimmengewirr auf dem Forum oder die sich durch die überfüllten Strassen schiebenden Menschenmassen zu riechen, hören und sehen meint.
Dazu tragen sicherlich auch die teilweise alles andere als prüden oder zimperlichen Ausführungen bei, die in Sprache und Beschreibung durchaus direkt "zur Sache" gehen - derbe Flüche oder detaillierte Schilderungen weiblicher Reize inklusive …
Doch genau auf diese Weise schafft es der Autor, die Sachinformationen seines Romans zu verankern, ohne langatmig oder langweilig zu werden. Dass Armut und Ausbeutung selbstverständlich sind in einer Zeit, wo selbst Urin zur Handelsware wird, wo es Politik und kluger Menschenverstand verlangen, einem Halsabschneider freundlich zu Diensten zu sein, um die eigene Position zu festigen und zu sichern und ein Menschenleben genau gar nichts wert ist, das lässt sich anhand dieser faszinierenden Story wesentlich einfacher vermitteln als durch ein dröges Lehrbuch.
Natürlich kann man über die Legitimität mancher Methoden geteilter Ansicht sein - aber wer möchte schon eine durch und durch "politisch korrekte" Geschichte lesen, wenn er stattdessen eine Mischung aus "Robin Hood" "Arsène Lupin" und den Romanen von Lindsey Davis haben kann mit schlitzohrigen Spitzbuben, die es ihren Peinigern schon mal auf pikante Weise peinlich genau heimzahlen …
Fazit: Ebenso spannend, unterhaltsam und (nicht nur wegen des Glossars am Ende) lehrreich wie Pariggers Mittelalter-Krimis um den Amateurdetektiv Lorenz. Und, wer weiß, vielleicht darf auch Meisterdieb Marius seine vielfältigen Fähigkeiten in weiteren Bänden zur Anwendung bringen. Durch die Bekanntschaft mit Caesar wäre dafür zumindest ein viel versprechender Anfang gemacht …

Miss Sophie