Giuseppe Fava
Ehrenwerte Leute
Original: Gente di rispetto
Als die junge Lehrerin Elena in einem sizilianischen Bergdorf eine Stelle antritt, wird sie über Nacht zur Respektsperson. Wer sie beleidigt, wird am nächsten Morgen tot auf der Piazza gefunden.
Rezension:
K. Ara
UT Metro TB
ISBN 3-293-20253-5
Ein undurchschaubares, unerklärliches Netz ist um sie gesponnen. Sie steht unter dem Schutz »ehrenwerter« Leute und weiß nicht warum.
Das Dorf wird ihr zum Alptraum.
Mitten auf dem Marktplatz in einem abgelegenen sizilianischen Bergdorf sitzt ein Mann, in Anzug und Krawatte auf einem Stuhl, eine Wiesenblume im Mund.
Am erstaunlichsten war, dass seine Kleidung trotz der fünf Einschüsse nicht einen Blutstropfen aufwies. Deshalb grüßen ihn auch die Bauern, die vorbeigehen. Küss die Hand, küss die Hand ... Er wirkte lebendig, wie er im Schein einer Lampe mitten auf dem Platz ruhig dasaß, aufrecht und mit übergeschlagenen Beinen. Die Bauern richteten sich an der dunkelsten Stelle des Platzes ein und warteten.
Wie auf einer Theaterbühne geht es weiter. Fast alle des Dorfes treten auf, beobachten das weitere Geschehen. Wie es nicht nur in Sizilien auf dem Dorf üblich ist.
Doch dann hat keiner was gesehen, und keiner will es gewesen sein. Die erste Zeugin ist die neue Lehrerin, die die schönste ist, die sie je hatten, und die am Tag zuvor von dem Toten vor aller Augen belästigt wurde.
Sie findet sich nur schwer zurecht, hatte keine andere Wahl. Eine gescheiterte Liebesbeziehung, seit einem Jahr arbeitslos, Halbwaise, 31 Jahre.
Als sie im Dorf ankommt, weist sie der Schulleiter sofort darauf hin, dass sie sich bei Rechtsanwalt Bellocampo für die kleine Wohnung bedanken soll, in der sie mietfrei wohnen darf. Was ist das für einer, der in einem mächtigen Palast mitten im Dorf wohnt und alles zu kontrollieren scheint, und im Grunde die Dorfbewohner verachtet?
Elena, die Lehrerin verliebt sich in den einzigen, dem sie vertraut, doch kann sie ihm auch gegen Ende noch vertrauen?
Ein Klassiker der italienischen (Kriminal)-Literatur, der ohne eigentliche Aufklärung der Morde zeigt, wie Mafia entsteht.
Der Autor wurde 1984 vor seinem von ihm gegründeten Theater ermordet.