Das Buch direkt bei Amazon bestellen Hans-Otto Thomashoff
Die Notizen des Doktor Freud

Inspektor Federers zweiter Fall
Deuticke gebunden
ISBN 3-216-30727-1

Was verbindet Psychoanalyse, Gustav Mahler und einen Rauhaardackel?
Der Kriminalbeamte Georg Federer verbringt die Zeit lieber auf der Couch seines Psychoanalytikers als im Büro. Doch ausgerechnet sein Analytiker wird ermordet. Nicht nur das, er selbst wird zum Hauptverdächtigen.
In seinem zweiten Fall verstrickt Federer sich heillos in die Eifersüchteleien und Machtspiele der „Wiener Gesellschaft für Psychoanalyse“ und er erliegt den eigenartigen Reizen einer schönen Frau, einer Zufallsbekanntschaft, die jedoch, wie sich bald herausstellt, auch etwas mit dem Mordfall zu tun hat ...
Auf dem Höhepunkt der Verwirrung taucht schließlich auch noch Cecilia auf, die nie ganz erreichbare italienische Geliebte Federers. Ist sie es, die ihn der Lösung des Rätsels einen Schritt näher bringt?

Rezension:
Klein aber fein, so könnte man diesen zweiten Kriminalroman von Hans-Otto Thomashoff bezeichnen, denn genau wie in Kommissar Federers erstem Fall hält sich sein Umfang in Grenzen.
Während Federer unter der Abwesenheit seiner italienischen Freundin Cecilia leidet und sich eine Affäre mit der aufregenden Vera anbahnt, wird ausgerechnet der sympathische Bergasser ermordet. Er war viele Jahre der Psychoanalytiker Federers und eine Vaterfigur für den ungewöhnlichen Kommissar, der schließlich selber unter Verdacht gerät.
Doch hatte er wirklich ein Motiv, ihn zu töten, nur weil er seinen tatsächlichen Vater hasste? Geht die Übertragung so weit? Und: warum kann er sich nicht mehr an den Abend erinnern? – fast scheint es ihm nämlich so, als hätte er die Wohnung zur Tatzeit noch einmal verlassen.
Als er schließlich ganz offen bei seinen Kollegen unter Verdacht gerät und ihm 24 Stunden bleiben, um das Blatt für sich zu wenden, beginnt er fieberhaft zu ermitteln. Ganz besonders interessiert ihn dabei die Wiener Gesellschaft für Psychoanalyse, in der Bergasser eine führende Rolle spielte.
Nun, warum sollte sich der Leser für dieses Büchlein interessieren? Man darf verraten, dass es sich hier um keine spektakulären Verwicklungen handelt; wer einen umfangreichen Plot erwartet, der wird enttäuscht sein. Und die Auflösung des Falls hält auch keine großen Überraschungen bereit, sie soll aber hier nicht verraten werden.
Dennoch ist dies keineswegs ein langweiliger Roman, sondern er spielt seine Qualitäten an anderer Stelle aus. Er lebt nämlich vor allem von dem eigenwilligen und interessanten Charakter Federer, der als Kunst-, Musik- und Frauenliebhaber, Dackelbesitzer, Kommissar und Klient der Psychoanalyse, sehr vielschichtig gezeichnet wird.
Überhaupt macht das Spiel mit psychoanalytischen Versatzstücken, für das der Autor Thomashoff – selber Psychoanalytiker in Wien – gerne die alte Aura des Geheimnisvollen rund um die Gralshüter des alten Doktor Freud wieder aufleben lässt, beim Lesen sehr viel Freude. Die Abgründe des Unbewussten und des Verbrechens werden hier gekonnt miteinander in Szene gesetzt und atmosphärisch dicht erzählt. Ein Hoch auf Doktor Freud!

Frank Kaufmann