Liselott Willén
Christel Hildebrandt
Stein um Stein
Original: Sten för Sten
Åland im Herbst. Sturmzeit. Die Stimmung von Kjerstin, Lehrerin am örtlichen Gymnasium, ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Einer ihrer Schüler tyrannisiert sie, ihr Rektor schikaniert sie, und die meisten ihrer Kollegen sind einfach nur missgünstig.
Kaum zu glauben, dass es noch schlimmer geht. Aber das tut es: Denn ihr Mann hat offensichtlich eine Affäre. Kjerstin weiß nur eins: Sie muss sich endlich wehren. Einer muss sterben. Nur wer?
Kjerstin meldet sich bei einem Kurs zur Stärkung des Selbstvertrauens an, acht Frauen treffen sich jeden Donnerstag, um zu lernen, wie sie besser mit ihrem Leben zurechtkommen. Der Kursleiter ein mysteriöser Mensch, der nur wenig von sich preisgibt erklärt ihnen, dass sie ein Ziel brauchen und dann den Weg dorthin suchen müssen.
Kjerstin braucht nicht lange, um das ihre zu finden: sich selbst will sie nicht mehr umbringen, seit sie den Kurs besucht. Auch Jørgen, ihr Mann, soll leben. Sie wählt die Rivalin.
Aber wer ist die Frau? Und was hat ihr Kursleiter zu verbergen? Könnte es sein, dass alles ganz anders ist, als sie denkt?
Rezension:
K. Ara
Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt
btb gebunden
ISBN 3-442-75083-0
Eine Frau erinnert sich, weiß nicht mal mehr, ob sie das wirklich war, die da in der Hitze des schwedisch/finnischen Altweibersommers auf dem Rad am Meer entlang fuhr.
Als sie sich erinnert ist es Winter und so viel ist passiert.
Kammerspielartig aus verschiedenen Perspektiven, die nie durcheinander geraten, wird mit wenigen poetischen Strichen die Welt der zweiundvierzigjährigen Kjerstin gezeigt, die sich ihr Leben lang zurückgenommen hat, nie nein sagen konnte.
Als Lehrerin nicht, was die Schüler grenzenlos ausnützen, und als Geliebte und dann als Ehefrau nicht. "Stellt euch vor, was ihr in eurem Leben am allerwenigsten zu tun in der Lage seid, das Allerletzte, was ihr tun würdet, das von dem ihr den allergrößten Abstand haltet. Also etwas, das ihr als abstoßend und unmoralisch betrachtet." fordert sie und die anderen sieben Frauen, der Kursleiter, der geheimnisvolle O, in dem Selbstfindungskurs auf, den sie fortan jeden Donnerstag besucht.
Der Tod, ist Kjerstins erster Gedanke und sie schreibt es in ein Heft. Nur wer soll sterben? An jedem Donnerstag fasst sie einen neuen Entschluss. Und sie verändert sich.
Das ist das eigentlich Spannende, was dieses Buch zum Thriller macht, so dass man ihn erst zum Schluss aus der Hand legen kann.
Am Ende hat sie nur scheinbar alles verloren, auch der Leser versteht nicht mehr, wer da eigentlich diese Frau auf dem Rad vom Anfang war.
Wie nach einem bewegenden Theaterstück kann man noch lange den entstandenen Bildern nachhängen, mit dem Vorteil, das man nicht noch nach Hause gehen muss, sondern nur: Buch zu, Licht aus und Träumen!