Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lian Hearn
Der Clan der Otori - Buch 2: Der Pfad im Schnee

Original: Tales of the Otori - Book 2: Grass for His Pillow
Aus dem Englischen von Irmela Brender
Carlsen gebunden
ISBN 3-551-58110-X
(ab 12 Jahren)

Takeo, Erbe des mächtigen Otori-Clans, hat sich dem geheimnisvollen Stamm der Kikuta angeschlossen. Er muss dem Glauben seiner Kindheit, seinem Recht auf Reichtum, Land und Macht abschwören und seiner Liebe zu Kaede entsagen! Wenn nicht, wird der Stamm ihn töten.
Doch Takeo kann sich den strengen und grausamen Regeln des Stamms nicht beugen, zu stark ist seine Verbindung zu den Otori und zu der Frau, die er liebt. Er flieht und begibt sich mitten im eisigen Winter auf eine gefahrvolle Reise durch die Berge.
Kaede, nunmehr ein wertvolles Pfand in den Händen ruchloser Kriegsherrn, braucht all ihre Intelligenz und Schönheit, um in einer Welt voller machthungriger Männer zu bestehen. Männer, die nie erfahren dürfen, dass sie Takeos Kind trägt ...

Rezension:
Takeo ist zurück - und die Ereignisse überschlagen sich!
Wer da gedacht hatte, dass sich mit dem Ende des ersten Bandes durch den Tod des Hauptbösewichts vieles von selbst erledigt hätte, wird hier schnell eines Besseren belehrt.
Denn Arai, der "Gute" aus "Das Schwert in der Stille" scheint dem Helden nun plötzlich gar nicht mehr wohl gesonnen zu sein; es kommt gar der Punkt, an dem Shizuka, die Mutter von Arais Kindern, offensichtlich guten Grund hat, sich vor dem einst geliebten Mann zu fürchten.
Ebenso, wenn nicht noch spannender, ist die Frage, was aus der, wie der aufmerksame Leser bereits am Ende des ersten Bandes vermutete, schwangeren Kaede werden soll. Gilt sie doch einerseits als Erbin des durch Matriarchat regierten Landes Maruyama und gleichzeitig als Anwärterin auf das Vermögen der Otori aufgrund ihrer (vermeintlichen) Hochzeit mit Shigeru …
Was für den Uneingeweihten möglicherweise bereits verwirrend klingt, wird noch verkompliziert durch die Tatsache, dass auch im vorliegenden zweiten Band der Otori-Trilogie zwei Handlungsstränge parallel ablaufen. Beide sehr verschieden, doch jeder in sich und für sich außerordentlich faszinierend.
Auf der einen Seite Takeo, der sich den Gepflogenheiten seines neuen Stammes unterordnen muss und gejagt wird.
Daneben Kaede, die sich um die heruntergewirtschafteten Ländereien ihres teilweise sehr verwirrten Vaters kümmern muss, als wäre sie ein Mann - für jene Zeit ein unerhörtes Unterfangen und gerade daher für die LeserIn besonders faszinierend.
Dieses Leben - und damit diese Lektüre - ist nichts für Zimperliche und Zartbesaitete - hier geht es richtig heftig zur Sache. Selbstmord, Mord und Folter finden statt und werden auch nicht beschönigt. Verbündete werden zu Feinden und neue Allianzen tun sich auf.
Und bei alledem und alledem hetzt der Leser durch die Seiten, um ja nur keine Zeile der Ereignisse rund um die mittlerweile lieb gewordenen Protagonisten zu verpassen. Wie im ersten Band leidet der Fan mit den Figuren oder freut sich diebisch, wenn sie dem Feind in letzter Minute und unter vollem Körpereinsatz doch noch ein Schnippchen schlagen konnten.
Auch wenn das Buch als "für Jugendliche" ausgewiesen ist, schmückt dieser Folgeband von "Das Schwert in der Stille" (das den Deutschen Jugendliteraturpreis 2004 - Jugendjury - erhielt) garantiert auch das Regal eines jeden Erwachsenen, der bereit ist, sich auf knapp 400 Seiten Lesevergnügen pur einzulassen.

Miss Sophie