Das Buch direkt bei Amazon bestellen Sandra Lüpkes
Das Hagebutten-Mädchen - Inselkrimi

rororo TB
ISBN 3-499-23599-4

Die Insulaner von Borkum bis Wangerooge treffen sich im März auf Juist, um gemeinsam nach alter Tradition zu tanzen, zu singen und natürlich zu feiern. Doch am Morgen nach dem feuchtfröhlichen Eröffnungsabend liegt der Vorsitzende des Juister Heimatvereins, der schwule Kai Minnert tot im Schaufenster seines Antiquitätengeschäftes.
Kommissar Axel Sanders, zurzeit als Vertretungs-Inselsheriff auf Juist, ist selbst noch nicht ganz nüchtern und ruft seine ehemalige Vorgesetzte und Konkurrentin Wencke Tydmers als Verstärkung aus Aurich.
Ihnen wird bald klar, dass es nicht einfach ist, in einem Haufen eigenwilliger Insulaner das richtige Motiv, die richtigen Tatverdächtigen zu finden. Kurzerhand kappt Wencke die Schiffsverbindungen zum Festland und löst damit ein empörtes Durcheinander aus.

Rezension:
Als Axel Sanders noch der korrekte Kollege war, der selbst am Strand noch Anzug trug und als Hauptkommissarin Wencke Tydmers noch ihre Haare selber hennarot färbte und ihr Markenzeichen eine relaxte Unordentlichkeit war, da konnten die beiden nur schwer zusammen arbeiten.
Trotzdem war ein unausgesprochener und dennoch spürbarer leichter Anflug von "Gegensätze ziehen sich an" zu bemerken, der sich jetzt, wo Sanders schon einige Zeit an die abgelegenen Polizeidienststelle auf der Insel Juist abkommandiert wurde (wenngleich der übergeordnete Sinn dieser Versetzung weder Eingeweihten noch Nicht-Beamten gleich erkenntlich ist, soll dieser Posten nach Beamten-Logik doch die Vorbereitung auf eine leitende Stellung als Drogenfahnder an der niederländischen Grenze sein), deutlicher bemerkbar macht:
Wencke, stark vor der Familie-Baby-Torschluss-Panik hat zumindest kleidungstechnisch einen Sprung in Richtung Spießigkeit gemacht (wobei enge Röcke und hochhackige Schuhe bei der Ermittlung in Dünen und Strandsand nicht wirklich effektiv sind) und Axel Sanders schonmal im Jogginganzug und ungestylter Haarpracht auf die Straße geht. Eine Annäherung.
Autorin Lüpkes kennt sich aus auf Juist, schließlich lebt sie mit ihrer Familie dort, wo andere Urlaub machen. Und so hat sie keinerlei Probleme damit, die Stimmung auf der Nordseeinsel gekonnt einzufangen, so dass sowohl lesende Insulaner als auch schmökernde Urlauber viel Spaß an ihrem Inselkrimi haben werden, der ein lockeres Gleichgewicht zwischen beruflicher Ermittlung und Privatsphäre schafft.
Dieser "Küstenkrimi" bietet nämlich alles, was Nordseefans mögen, Schimmelreiter-Motiv über Volkstanzgruppen, die "up de deel" springen, Grünkohlkönig und Döntjes, Pferdekutschen und Ferienhausbesitzer. Und das, was Krimifans mögen: Bedrohung der sympathischen Heldin, ein Rätsel, Spannung und ungeahnte, naja, oder doch vermutete, Gewalt hinter Spitzengardinen.
Was will der kriminaltechnisch interessierte Nordländer - egal ob angereist oder bereits ansässig - mehr?
Ein fröhlich erzählender Kriminalroman, den zu lesen nicht nur in der Ferienzeit Freude gibt. Eine willkommene Gelegenheit, die Sehnsucht nach moderner Liebesgeschichte und "whodunnit-Krimi" in einem Buch befriedigt zu wissen.
Sandra Lüpkes schafft das. Löst auf 255 Seiten alle aufkommenden Fragen, und spricht dabei diejenigen Frauen an, die moderne kurzweilige Literatur lieben.

Iris Groschek