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Dead End: Shane O'Connors dritter Fall

Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-15244-1

Mitten auf einer einsamen Straße im Outback, steht ein Junge. Allein, stumm und erinnerungslos. Eine Kunsttherapeutin versucht, ihm seine Erinnerung wiederzugeben.
Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den rätselhaften Buchstaben und Bildern, die er malt?
Bald kommt sie einem grausamen Geschehen auf die Spur. Während sich Detective Shane O'Connor und seine Partnerin Tamara Thompson mühsam durch ein Labyrinth von Zufällen, Wahrheiten und Lügen kämpfen, brechen zwei französische Touristinnen ins Outback auf.
Als sie plötzlich eine Autopanne aufhält, ahnen sie nicht, in welcher Gefahr sie bereits schweben...

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Rezension:
Hier wird nicht gekleckert, dieser Roman geht von Anfang an in die Vollen: Eine unbekannte Frauenleiche wird gefunden und ein Neunjähriger, der offensichtlich sein Gedächtnis verloren hat, wird beinahe überfahren. Und während er erst nach und nach Bruchstücke seiner Erinnerung preis gibt, begeben sich zwei junge Touristinnen auf eine Reise, die garantiert kein gutes Ende nehmen wird, wie man von Anfang an ahnt …
Schon nach den ersten Seiten erreicht dieser dritte Fall des ebenso sympathischen wie trinkfesten Australiers O’Connor eine solch atmosphärische Dichte, dass der Leser gern auf solche Nebensächlichkeiten wie Nahrungsaufnahme oder Schlaf verzichtet, um nur ja dran zu bleiben an den ebenso skurrilen wie unheilvollen Ereignissen, die sich da offensichtlich zusammenbrauen.
Martini gelingt es, wie in jedem ihrer Romane, sämtliche Charaktere bis hin zu kleinsten Nebenfigur so plastisch zu schildern, dass man meint, sie bei einer zufälligen Begegnung in einem Drugstore, auf den ersten Blick erkennen zu können. Jeder von ihnen gibt dem Roman eine ganz eigene Dimension.
Der Farmbesitzer ebenso wie sein grenzdebiler Schafscherer, die tote Bedienung, mal romantisches Mädchen, mal berechnendes Flittchen, die diversen gehörnten Ex-Ehemänner und –frauen, der distinguierte Restaurantbesitzer, die Kinderpsychologin, die ihre kulturellen Wurzeln neu entdeckt und gleichzeitig die Seele eines kleinen Jungen rettet, ganz zu schweigen von den beiden so unterschiedlichen Französinnen und dem alten Ehepaar mit seinen höchst merkwürdigen Gewohnheiten …
„Seltsam, wie schnell man sich heimisch fühlen kann, wenn man kein wirkliches Zuhause hat …“ denkt Shane, als er allein in der Nacht bei ausgeschaltetem Licht in einem Büro in einer kleinen Stadt namens Chinchilla sitzt und ermittlungstechnisch ebenso im Dunkeln tappt.
Unglaublich, wie rasch man so vollkommen in den Bann einer Lektüre gezogen werden kann, die in jeder Hinsicht fremd und exotisch ist und am anderen Ende der Welt spielt, wenn die Worte nur richtig gewählt werden … denkt die Rezensentin während sie sich bemüht im superspannenden Wettlauf gegen die Zeit so schnell als möglich ans Ende zu gelangen und gleichzeitig keine einzige Pointe zu übersehen.
Nur um sich am Schluss eine einzige Frage zu stellen: Wie lange mag es wohl dauern bis zum nächsten O’Connor von Manuela Martini, jener gnadenlos guten Autorin und Meisterin der Parallelhandlung?

Miss Sophie