Das Buch direkt bei Amazon bestellen Annemarie Schoenle
Du gehörst mir

Droemer gebunden
ISBN 3-426-19622-0

Als Melanie und Wolf sich kurzfristig zur Hochzeit entschließen, scheinen beide am Ziel ihrer Wünsche angelangt zu sein: Für ihn ist die gut aussehende und erfolgreiche Journalistin die Frau, die er schon lange suchte. Sie ist von der körperlichen Anziehung und der anbetungsvollen Liebe des ehrgeizigen Anwalts überwältigt.
Bald jedoch muss Melanie erkennen, dass sich hinter der Anbetung totale Besitzansprüche und reaktionäre Überzeugungen verbergen, und ein beängstigendes Psychodrama nimmt seinen Lauf ...
Zunächst unauffällig beginnt Wolf, seiner Frau nachzuspüren, schreckt nicht davor zurück, sie sogar mittels der gespeicherten Daten in ihrem Handy und im Navigationssystem ihres Autos auszuspionieren, ja lässt sie schließlich von einem befreundeten Detektiv überwachen.
Er versucht, Melanies enge Bindung an den Vater und ihre beste Freundin zu hintertreiben, und in jedem Redaktions- oder Interviewpartner wittert er einen Liebhaber.
Langsam erkennt Melanie, in welche Falle sie sich begeben hat, und der Ehekrieg wird zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Rezension:
Einmal kurz dem freundlichen Ober beim Italiener um die Ecke schelmisch zugelächelt - und schon ist der schönste (Ehe-)Krach im Gange …
Das kennen Sie nicht?
Seien Sie froh!
Dann gehören Sie offensichtlich nicht zu den Tausenden und Abertausenden von Menschen, die in einer Beziehung leben, die von extremer, ja fast schon pathologischer Eifersucht geprägt ist.
Frauen und Männer dies, die bei jedem Wort, jeder Geste, jeder Interaktion mit einer anderen Person als dem Partner, Angst haben (müssen), diesen zu verärgern.
Die Konsequenz: Längst nicht immer, wie man vielleicht denken mag, häusliche Gewalt, sondern sehr oft - wie im vorliegenden Roman beschrieben - permanentes Hinterherspitzeln … unmotivierte Anrufe in allen Lebenslagen … Kontrolle der elektronischen und normalen Post … oder den aufgerufenen Seiten im Internet.
Meist – wie im Fall von Melanie und Wolf – erfolgt diese Besitzergreifung des anderen zunächst schleichend, fast unmerklich; in vielen Fällen wollen es die Opfer zunächst gar nicht wahr haben, was da eigentlich passiert.
Und das unabhängig von Bildungsstand und/oder Gesellschaftsschicht. Denn ganz und gar nicht immer sind es – wie man von außen gerne glauben möchte – die „einfachen“ Leute, deren Beziehungen eine so ungesunde Richtung einschlagen. Nein – auch der gut situierte Anwalt und die intelligente Journalistin sind nicht davor gefeit, ihre Liebe und ihr Leben in dieser Eifersuchtsfalle zu ruinieren.
Genau an diesem Punkt beweist Autorin Schoenle (und das nicht zum ersten Mal) ihr Können, dem Leser bewusst zu machen, welche zerstörerische Kraft und Eigendynamik bestimmte Obsessionen entwickeln.
Aus wechselnden Perspektiven beschreibt sie, wie sich das Paar kennen lernt und was passiert, während und nachdem Wolf seine junge Ehefrau erst bespitzelt, dann massiv einengt und schließlich ohne Rücksicht auf Verluste sie und alle, die ihr nahe stehen einschüchtert und bedroht.
Man möchte ihn hassen – und tut es im Verlauf des Romans natürlich auch, vor allem, wenn man als Frau über diese infamen Machenschaften eines Machos wie er im Buche steht, liest. Und doch … doch kann man nicht umhin, zuweilen ein kleines bißchen Mitleid zu empfinden mit diesem verkorksten Typen – eine Regung, die sich allerdings sehr schnell verflüchtigt, sobald klar wird, dass dieser Mensch vor so gut wie keiner Gemeinheit zurückschreckt, um das zurück zu bekommen, was er als sein „Eigentum“ sieht.
So ist das Finale – eigentlich schon von dem Moment an, als klar wird, dass Melanie gar nicht anders kann, als sich zu wehren und das auch auf ebenso meisterhafte wie perfide Art und Weise tut - auch ein sehr willkommenes Zustreben auf ein, ja was eigentlich …? Happy End? Wohl kaum. Gerechtes Ende? Schwer zu sagen. Befriedigender Abschluss einer mehr als beklemmenden Geschichte? Das trifft es wohl am ehesten.
Packend, fesselnd und ausgesprochen geeignet für eine Verfilmung – dieser Schoenle hat es fürwahr in sich!

Miss Sophie