Das Buch direkt bei Amazon bestellen Reinhard Rohn
Die weiße Sängerin - Ein Kommissar-Brasch-Roman

(3. Band)
Goldmann TB
ISBN 3-442-45239-2

Eigentlich ist Kommissar Matthias Brasch müde und verkatert, als er sich an diesem Morgen auf den Weg ins Präsidium macht.
Doch ein neuer Fall holt ihn schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, denn er entdeckt in einer verlassenen Wohnung die Leiche eines Mannes, eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt.
Als wenig später seine Assistentin nur knapp einem Attentat entgeht, ist Brasch klar, dass er in ein Wespennest gestochen hat.
Ist es möglich, dass die rätselhafte junge Sängerin, der Brasch kurz vorher begegnet ist, ihre Hände im Spiel hat?

Rezension:
Gleich im ersten Kapitel zetteln zwei Polizisten eine Schlägerei mit den Bodyguards einer Sängerin an … nur um im nächsten Kapitel einen abgehalfterten Boxer tot aufzufinden. Eindeutige Anzeichen für krumme Geschäfte im Boxgeschäft? Zumal auch der Protagonist in seiner Freizeit gern mal die Fäuste sprechen lässt, unter rein sportlichem Aspekt, versteht sich …
Doch dann verlagert sich der Schwerpunkt, es kommt eine alte verwirrte Frau ins Spiel, die den Kommissar an seine Mutter erinnert … wir erfahren, dass sein Vater Lebermetastasen hat … und immer wieder kommen Brüder vor ... - also doch ein Familiending?
Brasch, der Held, ist nicht schwermütig, düster, abgeklärt wie viele seiner skandinavischen Berufskollegen. Er ist jedoch auch nicht der leutselige, joviale Typ, wie man ihn aus TV-Serien wie SK Kölsch oder dem Kölner Tatort kennt (so duzt er etwa nicht sofort jeden seiner Gesprächspartner wie dies seine Fernseh-Kollegen gerne tun). Dennoch (oder gerade deswegen?) fällt es nicht leicht, diese Figur einzuordnen. Da ist das, absolut nicht unkompliziertes Verhältnis zu seinen betagten Eltern und es gibt eine Ex-Freundin, die ihn verlassen hat, weil er offensichtlich in einem schweren Moment nicht für sie da war. Ein bisschen ist er ein Mann schneller Entschlüsse - wer sonst würde von jetzt auf gleich eine Reise nach Algerien buchen, um dort eine Woche mit dem Jeep durch die Wüste zu fahren? – dann wieder kann er sich offensichtlich so ganz und gar nicht entscheiden – etwa, wenn es darum geht, sich wieder neu zu verlieben …
Die Nebenfiguren wiederum entsprechen schon eher dem, was der Leser erwartet: Der Pathologe etwa ist korpulent, glatzköpfig, spricht Kölsch und liebt Karnevalsmusik.
Und doch haben diese Charaktere keine Chance neben einem Protagonisten, der sich nicht nur unglücklich verliebt und in Schwierigkeiten gerät, sondern auch noch mehr als einmal dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe springt.
Es ist ein recht undurchsichtiger Fall, in den Brasch da verwickelt ist, es geht um Sport, Musik und alte Leute und die Spannung steigt. Als schließlich eine Polizistin angeschossen wird, überschlagen sich die Ereignisse und es kommt mächtig Action ins Spiel – nicht nur beim Showdown in einem Abbruchhaus, bei dem sich der ohnehin schon lädierte Held noch einmal gewaltig als solcher erweisen muss. Am Ende dann macht alles Sinn und ist doch ganz anders als vermutet …
Der Plot ist spannend, die Handlung logisch, ohne Brüche, flüssig zu lesen – man merkt, dass der Autor sein Handwerk versteht.
Alles in allem solide Krimikost, genau das Richtige für eine lange Bahnfahrt.

Miss Sophie