Das Buch direkt bei Amazon bestellen Rudolf Schröck
Der Biedermann

Knaur TB
ISBN 3-426-77721-5

Er war ein einfacher Malermeister, immer pünktlich und diszipliniert.
Er war ein einfühlsamer Ehemann und fürsorglicher Vater.
Und er war ein Massenmörder.
Über einen Zeitraum von 20 Jahren erwürgte und erdrosselte Horst David allein stehende Frauen und Prostituierte. Bis ihm 1994 ein scharfsinniger Münchener Hauptkommissar auf die Spur kommt.
Horst David ist heute 64 Jahre alt und sitzt im bayerischen Schwerverbrechergefängnis Straubing in Einzelhaft. Sieben Frauenmorde hat er gestanden, in 40 weiteren Mordfällen hat die Kripo gegen ihn ermittelt.

Rezension:
Auch ohne ein Kriminalroman zu sein, ist die Zusammenstellung des Falles „Horst David“, der als spektakulärster Serienmörder Deutschlands nach 1945 bezeichnet werden darf, nichtsdestotrotz eine fesselnde und spannende Lektüre.
Der Autor Rudolf Schröck war lange Jahre als Lokalchef des Münchner Boulevardblattes „Abendzeitung“ tätig. Dies erklärt den erfreulich unkomplizierten Schreibstil, mit dem das Leben und die Taten eines offensichtlich psychisch schwer gestörten Mannes aufgezeigt werden.
Jedes der sieben Kapitel über die einzelnen Morde zeigt eine gründliche Recherchearbeit. Insbesondere Josef Wilfling von der Münchner Mordkommission hat hier als Informationsquelle, quasi als Chefermittler, mitgeholfen. Jedoch überrascht es doch, dass die Stellung der Polizei in dem authentischen Fall offensichtlich einer Wandlung unterzogen wird. War hier vielleicht die Zusammenarbeit im Verlaufe von Schwierigkeiten geprägt? Schade, dass es dem Autor nicht gelingt dies zu verbergen.
Eine weitere Frage stellt sich am Ende der Lektüre. Es werden sehr persönliche Details aus dem Leben und aus den Gedanken des Massenmörders geschildert. Jedoch fand nie ein Treffen mit dem Autor statt, so dieser im Vorwort. Leider wird man nicht darüber aufgeklärt, woher dann diese tiefen Einblicke stammen.
Wer bei „Der Biedermann“ ein blutrünstiges Werk oder wilde Polizeiaktionen erwartet, wird enttäuscht werden. Die Schilderung der Morde erfolgt sachlich und reell, aber nicht blutig. Auch die Ermittlungen der Polizei werden realistisch dargestellt. So gibt es keinen Super-Profiler, der alles alleine aus dem Kaffeesatz liest und auch den fluchenden und sich betrinkenden Kommissar wird man vergeblich suchen, sondern vielmehr wird klar, dass auch den Gesetzeshütern Schranken gesetzt sind. Insbesondere die Psyche des Serienmörders stellt die Beamten vor große Probleme. Ist alles nur gespielt? Ist David ein brutaler Raubmörder oder ein psychisch schwerst geschädigter Mann?
Die Person „Horst David“ ist der Mittelpunkt des Buches. Was bewog ihn zu seinen Taten, und wie viele Menschenleben hat er eigentlich wirklich auf dem Gewissen? Diese Frage kann auch Rudolf Schröck nicht beantworten, aber er zeigt auf, dass Horst David möglicherweise (und wahrscheinlich) für eine ungeahnt große Zahl an entdeckten und auch bisher nicht entdeckten Verbrechen verantwortlich ist.

Luggi