Das Buch direkt bei Amazon bestellen Charlotte Richter-Peill
Das letzte Zimmer

Goldmann TB
ISBN 3-442-45761-0

Auf der Suche nach ihrer besten Freundin Meret, von der seit einiger Zeit jedes Lebenszeichen ausbleibt, fährt Esther in den kleinen Ort Mühlenstedt. In der Pension Moormann erinnert man sich an Meret, aber diese sei bald zu Herrn Mollner gezogen und habe Mühlenstedt mittlerweile verlassen.
Mara glaubt nicht an diese Auskunft und mietet sich in der unheimlich wirkenden Pension ein. Als sie sieht, wie auf einem Gartenfest eine junge Frau dem geheimnisvollen Mollner wie hypnotisiert folgt, hat sie eine böse Ahnung von Merets Schicksal ...

Rezension:
Das Ich, das diesen Roman erzählt, stopft sich erst mal mit Essen voll.
Die Freundin, die einen Roman schreiben wollte, meldet sich nicht mehr.
Anfangs wissen wir nicht gleich, wer das Ich ist, stellen uns aber auf Grund der Unmengen, die es zu sich nimmt, einen esssüchtigen, sehr dicken Menschen vor.
Dem ist nicht so, und vieles ist nicht so, wie es scheint in diesem Roman.
Die Ich-Erzählerin, Esther, eine fünfundzwanzig jährige Studentin fährt nach Mühlenstedt, einem Ort irgendwo in Deutschland, um ihre Freundin Meret zu finden.
„Als sie mich kommen sahen, öffneten sich ihre Gesichter vor Neugier.“ Ein merkwürdiger Ort ist Mühlenstedt, alles dreht sich um das geheimnisvolle Schloss und dessen Besitzer, nur von Meret hat noch nie jemand etwas gehört.
Kunstvoll in Sprache und Spannung erzeugt die junge Autorin hier mit ihrem Debütroman einen Sog, den man auch nach der letzten Seite nicht so schnell abschütteln kann. Wunderbare Bilder und Metaphern, mit allen Sinnen wird der Leser in die Geschichte eingehüllt.
Ein Katzenhund, die Mutter eine Schäferhündin, die bei seiner Geburt starb, der Vater ein blauer Kater, der in jenem Moor haust, das Mühlenstedt ringsum einkreist, wird so beschrieben: Er riss das Maul auf. Seine Kiefer knackten. Ich konnte sein Gähnen riechen: Moos und Fleisch wehten zu mir herüber.
Eine gekonnte Mischung aus Kafkas Schloss, Alfred Kubin, Stephen King und hauptsächlich neue, eigene Töne, die sehr neugierig auf die weiteren Bücher von Charlotte Richter-Peill machen.
Ach ja, und Tote gibt es natürlich auch, oder sind es Halbtote?
Eine anregende Lektüre wünscht allen, die mal was Neues in einem schlichten Taschenbuch entdecken wollen,

K. Ara

 

Gastrezension(en):


Name: Astrid Fiedler
Email: astridfiedler@alice-dsl.de
Datum: 19.12.2004 (15:24)

Schon beim Lesen der ersten Seiten wird man, hervorgerufen durch die bildhafte Sprache, die immer wieder wunderbare Spannungsbögen aufbaut, hineingesogen in die Geschichte. Es lohnt sich der Geschichte mit allen Sinnen zu folgen, das Fell vom Katzenhund zu fühlen, den "grünlichen, schleimig, zähen Schlick" zu riechen und die Frau im tulpenroten "komm sprich mich an-Kleid" zu sehen. Ein literarischer Hochgenuss, der bis zum Ende spannend bleibt.