Das Buch direkt bei Amazon bestellen Franca Permezza
Prosciutto di Parma - Commissario Trattonis tiefster Fall

Deutsch von Wolfgang Körner
Europa gebunden
ISBN 3-203-81007-7

Ein wenig hilflos, aber dann doch mit erstaunlichem psychologischem Einfühlungsvermögen und Instinkt, bewegt Trattoni sich zwischen den Palazzi der Patrizier Venedigs und den Arbeitersiedlungen in Mestre, zwischen der Kunstgalerie seiner Frau Giulia, die mit unsignierten Gemälden handelt, und der Pathologie, die plötzlich erstaunlich viel zu tun hat.
Haarsträubende Methoden und der Sinn für gutes Essen oder einen guten Rotwein kennzeichnen den ebenso sympathischen wie übergewichtigen Ermittler. Mit genauen Kenntnissen der Topographie und Atmosphäre Venedigs schafft dieser Kriminalroman ein fesselndes Leseerlebnis.
Bis zur letzten Seite wird der Leser durch die eigenwilligen Charaktere und zahlreiche unerwartete Wendungen spannend unterhalten.

Rezension:
Ein Schelm, der sich bei diesem Commissario Trattoni an einen gewissen Brunetti erinnert fühlt …
Oder sagen wir so:
Wahre Donna Leon-Fans werden diese ganz offensichtliche Persiflage entweder abgrundtief hassen oder den bisweilen etwas trotteligen, aber ansonsten durchaus versierten Protagonisten, mit wohlwollendem Amüsement in ihr Herz schließen. Dazwischen gibt es nichts, denn dieser Roman polarisiert.
Seine ausladenden Sätze sind gewürzt mit zahlreichen Original-Zitaten, die einen Grundkurs Italienisch I an der VHS als durchaus ratsam für die Lektüre erscheinen lassen. Die Thematik – in erster Linie eine Reihe von besorgniserregenden Lebensmittelvergiftungen – ist ungewöhnlich, der Protagonist eine knallige, aber dennoch irgendwo sympathische Figur, trotz (oder gerade aufgrund?) der zuweilen fragwürdigen Methoden, der sie sich bedient.
Schnell sind die kurzweiligen 317 Seiten durchgelesen, bis der Mörder am Ende gefasst und einer groß angelegten Fälschung (nicht nur von Fleisch- oder besser Wurstwaren) Einhalt geboten wird. Dies alles auch dank der tatkräftigen Unterstützung einer gewissen Signorina Elektra, Sekretärin des Chefs … - und Ähnlichkeiten sind natürlich auch hier rein zufällig …
Psychologische Dichte besitzt er vielleicht nicht, aber er liest sich durchaus spannend und amüsant, dieser anspielungsreiche Roman, der den einen oder anderen Leser möglicherweise sogar zu den „Brunettis“ „einer gewissen amerikanischen Autorin“ (wie es in „Prociutto di Parma“ heißt) hinführen mag.
Und nur ein Schelm käme auf die Idee, hinter den verwendeten Namen (angefangen von dem der Verfasserin, „Permezza“ – was sehr an „Permesso?“ = Sie erlauben? erinnert … bis hin zu dem eines der auf der Klappe zitierten Rezensenten „Imbroglio“ – was sehr an „Imbroglio“ = Der Betrug, der Schwindel“ erinnert) mehr als eine pure Koinzidenz und hinter der fehlenden Angabe eines italienischen Originaltitels oder auch eines Verlages mehr als ein kleines Versäumnis zu vermuten …

Zack