Das Buch direkt bei Amazon bestellen Anne Chaplet
Russisch Blut

Piper TB
ISBN 3-492-27072-7

Ein Schloß. Ein Gespann schwarzer Pferde. Ein Geheimnis. So fängt eine Geschichte an, die wir zu kennen glauben. Und am Ende heiratet der Prinz Aschenbrödel.
Der Prinz wurde verjagt, das Schloß ist verfallen, die drei Schwestern, denen es gehört, sind zerstritten, ein Happyend ist nicht in Sicht und die Geschichte, auf deren Hintergrund sich eine Tragödie entfaltet, ist die blutige Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die Zeit der Märchen ist vorbei.
Die Schwestern Sophie, Erin und Alma Franken, die mit ihren Männern und der halbwüchsigen Noa in einem noch bewohnbaren Teil der barocken Anlage Schloß Blanckenburgs residieren, sind begünstigt von den Zeitläufen, die ihnen den alten Adelssitz in den Schoß fallen ließen. Doch das Erbe ist eine Bürde: für den Erhalt des Schlosses fehlt das Geld. Als ein dubioser Schatzsucher auftaucht, scheint die Lösung nah: Schloß Blanckenburg soll Touristenattraktion werden. Unten in der Stadt sieht man den Zerfall des Wahrzeichens mit Sorge und die Bemühungen seiner Besitzer um Geld mit Mißtrauen. Man hält sie für Betrüger und viele hätten lieber die gräfliche Familie zurück, die floh, als Schloß und Stadt unter russische Besatzung gerieten und der man nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Rückgabe ihres Besitzes verweigerte.
Das Schloß aber bewahrt mehr als ein Geheimnis auf, das nun als Tageslicht kommt: es war das Ziel Mathilde v. Bergens, die 1945 nach ihrer Flucht zu Pferd und zu Fuß von Ostpreußen nach Blanckenburg ihren kostbarsten Besitz dort zurückließ ...

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Rezension:
Im Stall schurrte und schabte etwas. Er zögerte. Dann ging er hinein.
Man ist als Leser gleich mitten drin im Pferdestall, wo dieser mysteriöse „Er“ etwas vorhat. Kurz drauf sieht er sich selbst an einem Eisengitter hinabrutschen. Er denkt noch an seinen Mantel, der jetzt ruiniert ist. Dann stirbt er.
So der mit allen Sinnen geschriebene fulminante Prolog.
Weiter geht es im ersten Kapitel von der verregneten Gegenwart 2004 in den kalten Winter 1945 in Ostpreußen. Eine Flucht mit einem Treck wird aus der Sicht von einer Frau namens Marie Mathilde von Bergen geschildert, wieder Pferde, diesmal der treue Falla, ein Brauner mit weißer Blesse.
Im zweiten Kapitel der Sprung zurück ins Heute, zu Katalina, einer jungen Tierärztin, die zu Schloß Blanckenburg fährt, mit einer Pferdekutsche natürlich.
Nein, wir sind hier nicht in einer neuen Pilcher-Verfilmung, sondern am Beginn eines sorgfältig und kunstvoll verwebten Krimis um Flucht, Zweifel, Verdrängung und Schuld.
In klaren Bildern lässt Anne Chaplet im Leser einen spannenden Film entstehen, den man lange nicht vergisst!

K. Ara