Das Buch direkt bei Amazon bestellen Friedrich Ani
Süden und das grüne Haar des Todes

(9. Band)
Knaur TB
ISBN 3-426-62386-2

Ruth, eine achtzigjährige Frau aus München, ist spurlos verschwunden. Sie lebte allein stehend in einem Mehrfamilienhaus und galt als rüstig und lebensfroh.
Als ein Foto der Vermissten in den Zeitungen veröffentlicht wird, meldet sich eine Zeugin, die Kommissar Tabor Südens Fahndung in eine völlig neue Richtung lenkt: die Schwester Ruths. Sie hat die Vermisste seit Kriegsende für tot gehalten, während diese, wie sich herausstellt, jahrzehntelang unter einem anderen Namen in der Stadt wohnte.
Für Süden öffnen sich Türen in eine bewegende Vergangenheit ...

Rezension:
Süden irrt auf den ersten Seiten ziemlich "bebiert" umher, zusammen mit seinem besten Freund und Kollegen Martin Heuer von der Münchner Vermisstenstelle am Hauptbahnhof. Er resümiert und sorgt sich zugleich, wie immer, um Martin Heuer.
Diesmal dauert es, bis sich eine Vermissung aus dem Polizistenprivatleben herauskristallisiert. Es sollte fünf Wochen dauern, bis sich jene Tür vor unseren Augen auftat, hinter der uns die wahre Wirklichkeit in Empfang nahm. Dem ganzen Buch merkt man wehmütige Trauer an, Friedrich Ani nimmt literarisch Abschied von seinem Kommissar.
Auch hier ist es wieder kein großer spektakulärer Vermissungsfall, sondern ein Familiendrama, dessen Wurzeln bis in die Nazizeit reichen, als selbst das Wort eines Kindes dramatische Folgen für eine jüdische Familie hatte.
Fans werden viele Wortschöpfungen des Autors genießen können, z. B. dass Süden eigentlich der "Schweigser der Nation" heißen sollte.
Es endet märchenhaft: Der Schlafgott erzählte den beiden Schwestern als Kind, eine schöne Geschichte, wenn sie gute Zensuren hatten und eine böse Geschichte, wenn sie schlecht in der Schule waren. Der zweite Schlafgott hat die Schwester als Erwachsene geholt, sie wird tot aus der Isar gefischt.
Melancholisch, poetisch mit liebevoll genauen Charakterbeschreibungen ist dies vielleicht kein Süden für "Erstleser", weil es sich um eine Art Zusammenfassung handelt.
Wir wollen hoffen, dass Friedrich Ani weiter so gut schreibt, und es mit Süden sagen: Unbedingt.

K. Ara