Das Buch direkt bei Amazon bestellen Katherine V. Forrest
Die Tote hinter der Nightwood Bar - Kate Delafields zweiter Fall

Original: Murder at the Nightwood Bar
Übersetzung Gabriela Mischkowski
ariadne TB
ISBN 3-88619-507-4

Auf dem Parkplatz hinter einer Lesbenbar wird eine junge Frau erschlagen aufgefunden. Für Kommissarin Kate Delafield nimmt lange Verdrängtes von neuem Gestalt an.
Bald zeigt sich, daß die Tote auf den Strich ging. Ein Rotlichtmilieu-Verbrechen?
Prompt gerät Detective Delafield in die Schußlinie der aufgebrachten Bar-Lesben und muß Stellung beziehen.

Rezension:
Anspruchsvoller und spannender Polizei-Thriller, der Fehler und Abgründe von geltenden Moral- und Rechtsvorstellungen beleuchtet. Keine leichte, vielmehr eine wachrüttelnde und nachdenklich machende Lektüre.

Detective Kate Delafield am Tatort eines brutalen Mordes: Dory Quillin, eine 19-jährige junge Frau, liegt mit eingeschlagenem Schädel hinter der Nightwood (Lesben-) Bar. Es gibt weder Zeugen noch Spuren.

Auf der Suche nach Verdächtigen und Mordmotiv tun sich vor Kate Abgründe der (Un-)Menschlichkeit auf: Dorys Eltern haben vor Jahren mit ihr gebrochen, weil sie weder den (fraglichen) Moralvorstellungen des Vaters (was sollen die Nachbarn denken?), noch dem fanatischen Religionsverständnis der Mutter gerecht werden konnte.
Und damit nicht genug - im Verlauf der Ermittlungen stößt Kate unter anderem auch auf sexuellen Kindesmissbrauch und dessen tragische Folgen. Am Ende ist der Fall gelöst - doch eine Rückkehr in eine "heile" Welt ist keinem der Beteiligten möglich.

Kate, die Romanheldin, erlebt eine positive Entwicklung im Verlauf der Geschichte: Aus Scheu und Angst vor den Zeigefingern der Öffentlichkeit hält sie ihre eigene Homosexualität lange geheim. Bis sie einen großen Schritt ins Leben macht. Und der Leser begleitet sie ein Stück.

Katherine V. Forrest nimmt den Leser an die Hand und bringt ihm so manches nahe, wovor er im Alltag gerne die Augen verschließt: Homosexualität und die ablehnende Haltung der Gesellschaft, und Misshandlung und sexueller Missbrauch von Kindern.
Der Leser wird mit sanftem Druck dazu veranlasst, die gesellschaftlichen Moralvorstellungen gründlich zu überdenken. Doch schwieriger ist die Beantwortung der Frage: Warum wird vor sexuellem Kindesmissbrauch so gerne die Augen verschlossen? Schonungslos und doch realistisch konfrontiert Forrest uns mit diesem Thema.

Kritisiert wird in dieser Geschichte auch falsche Frömmigkeit, verkörpert durch die Mutter der Toten: Was ist aus Liebe zu Gott alles gerechtfertigt, und was ist überhaupt Liebe zu Gott?

Dieses Buch vergisst nicht, wer es einmal gelesen hat. Trotz des "harten" Stoffes sehr empfehlenswert!

Eva May