Silvia Kaffke
Totenstill
(3. Band Barbara Pross)
Zunächst glaubt Barbara noch an einen üblen Scherz, als pünktlich zu ihrer Vorlesung über den Serienmörder Kroll Schweinedärme in einer Unitoilette schwimmen. Doch dann tauchen Leichen auf, die wie bei anderen berühmten Fällen zugerichtet wurden.
Rezension:
Miss Sophie
kbv TB
ISBN 3-93700-153-0
Barbara hat seit drei Semestern einen Lehrauftrag für Investigative Psychologie an der Uni, außerdem hält sie Vorträge an den Polizeifachhochschulen und wird des öfteren als externe Beraterin zu schwierigen Fällen hinzugezogen.
Ein solcher Fall, ein Serienvergewaltiger, führt sie zurück nach Burg im Kreis Dithmarschen, dem Ort ihrer schlimmsten Niederlage, dem Fall Schmidtmann. Noch immer wirft sie sich vor, das dritte Opfer, den kleinen Jonas Grüter nicht gerettet zu haben, weil sie ein falsches Täterprofil erstellt hatte.
Alle suchten nach einem jungen Täter, während Schmidtmann bereits 64 Jahre alt war. Nun ist Schmidtmann tot - er hat sich im Gefängnis erhängt, weil er die Quälereien seiner Mitgefangenen nicht mehr ertragen konnte.
Barbara will nicht wahrhaben, dass es bei den neuen Morden um sie geht und entdeckt die Verbindung zu den Serienmorden der Vergangenheit erst, als es fast schon zu spät ist ...
Die Kaffke, die kanns!
Denn die Duisburgerin hat einem erfreulichen und viel versprechenden Erstling nicht nur eine hervorragende Fortsetzung folgen lassen, sondern mit ihrem dritten Band um die Profilerin Barbara Pross definitiv bewiesen, dass sie es versteht, spannende Krimiunterhaltung mit einem Schuss Futter für die Seele zu schaffen.
Denn natürlich ist es außerordentlich bewegend, dem rasanten Verfall des von der Protagonistin seit drei Büchern geliebten Mannes zuzusehen - jenem Thomas Hielmann, steinreich, aber schwer herzkrank, der sich so trefflich darauf versteht, mit der zerrissenen Persönlichkeit der Heldin klarzukommen und ihr außerdem beruflich immer wieder hilfreiche Impulse zu liefern.
Die kann Barbara auch diesmal gut brauchen, obwohl sie schon lange nicht mehr im aktiven Polizeidienst steht. Dennoch hat sie ihre Profiler-Fähigkeiten und -Kenntnisse durch ihre Tätigkeit als Privatdozentin eher noch ausgebaut und verfeinert, kein Wunder also, dass die Expertenmeinung der Dreiundvierzigjährigen sehr gefragt ist. Vor allem, da die Reihe von Vergewaltigungen, bei der sie zu Rate gezogen wird, in engster räumlicher Verbindung mit ihrem schwersten Fall steht. Ein Fall, der tiefe Verwundungen hinterlassen und letztendlich auch das Ende ihrer Polizeikarriere herbeigeführt hat.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich stehen Barbara und ihre Familie im Zentrum einer Reihe von erschreckenden Vorfällen. Verfolgt von einem undurchsichtigen und ausgesprochen hartnäckigen Journalisten sieht die Heldin sich nicht nur konfrontiert mit den Gespenstern der Vergangenheit und krummen Machenschaften in der Firma, sondern auch Anschlägen auf Leib und Leben der Hielmanns und schließlich einem grauenvollen Mord.
Und ständig hängt das Leben des einzigen Menschen, den Barbara Pross wirklich aufrichtig liebt, an einem hauchdünnen Faden
Einen Pageturner erster Güte hat Silvia Kaffke ihren Fans da beschert, durch und durch spannend, bis hin zum atemberaubenden Showdown in einem Krankenhaus
Einziges Manko dieser hervorragenden Serie: Viel zu viel Zeit hat sich die Autorin zwischen den einzelnen Bänden gelassen! Bleibt zu hoffen, dass KBV, ihr neuer Verlag, die Kulturförderpreisträgerin dazu bewegen wird, die Fans nicht weitere drei Jahre auf Pross Nummer vier warten zu lassen
Alternativ müssen sich die Leser eben mit der nochmaligen Lektüre von Band eins und zwei trösten was aber auch nicht schlimm ist, denn Kaffke kann man getrost auch zweimal lesen!