Das Buch direkt bei Amazon bestellen Penny Warner
Schweigen ist Gold - Ein Fall für Connor Westphal

(3. Band)
Original: Right to Remain Silent
Aus dem Amerikanischen von Trixi Flügel
Signum TB
ISBN 3-927731-89-7

Man stirbt nur zweimal – erfährt Connor Westphal, die gehörlose Herausgeberin der lokalen Wochenzeitung Eureka! in ihrem dritten Fall, als die alte Sparkle Bodie sanft entschläft und noch im Begräbnisinstitut wieder zum Leben erwacht.
Sie wird umgehend ins Krankenhaus gebracht, stirbt allerdings innerhalb einer Stunde ein zweites Mal – diesmal jedoch benutzte jemand ein Kissen, um jede Möglichkeit einer Wiedererweckung im Keim zu ersticken …
Als Sparkles gehörloser Sohn beschuldigt wird, sie umgebracht zu haben, fühlt Connor sich verpflichtet, ihren kriminalistischen und journalistischen Spürsinn für die Suche nach dem wirklichen Mörder einzusetzen. Sie muss jedoch im Verlauf ihrer Nachforschungen erkennen, dass die Story ihres Lebens auch die ihres eigenen Todes zu werden droht …

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Rezension:
Im Kalifornischen Kleinstädtchen Flat Skunk gibt es eine Menge Unikate und exzentrischen Einwohner, die wir in vorhergehenden Geschichten um die Journalistin Connor Westphal bereits kennen lernen durften.
Auch wenn inzwischen einige davon sanft entschlafen, gewaltsam aus dem Leben gerissen, im Gefängnis oder in anderen Orten verschwunden sind, so sind noch genügend Einwohner anwesend, die das Leben in der Kleinstadt so unverwechselbar machen - von der etwas fülligeren Beerdigungsunternehmerin bis zum französischen Coffee-Bar-Kellner.
Diesmal lernen wir u.a. den langhaarigen, tätowierten Bibliothekar kennen, eine für europäische Augen wohl etwas ungewöhnliche Gestalt, sieht hierzulande das klassische Bild eines Büchereiangestellten doch etwas anders aus. Doch passt diese Erscheinung in das Weltbild amerikanischer Konservativer, sind für sie Bibliotheken ein Hort der Anarchie und Unruhe - sind doch dort Werke der verschiedensten, aufrührerischen Autoren zu finden (von Michael-Moore-Videos ganz zu schweigen).
Während Connor also mit dem - Achtung, Schimpfwort - linksliberalen Bibliothekar plaudert, ereignet sich im äußerlich ganz gemütlichen Ex-Goldgräberstädtchen im Wilden Westen mal wieder ein Mord.
Und diesmal kann es eigentlich nur Connor gelingen, Licht in die Sache zu bringen, ist der Haupttatverdächtige doch gehörlos - wie sie.
Erstmals nimmt Connor Kontakt mit Gehörlosenvereinen der Gegend auf, hat nebenbei Stress mit ihrem Lover, mischt sich in die im Städtchen tobende Schlacht Historienbewahrer gegen Fortschrittsanwälte ein und geht mutig durch den Ort, fragt und plaudert munter drauf los, versucht einen Ermittlungsvorsprung durch Körpersprache- und Lippenlesen sowie eigener Recherche vor dem ortseigenen Polizeiwachtmeister (der ihr zuliebe auch bereits über ein Schreibtelefon verfügt) zu ergattern und lässt sich weder von verschlossenen Türen, noch von Angriffen auf ihre eigene Person davon abhalten, den Mord an Sparkle Bodie (und den in der Folge weiteren vorkommenden Mordanschlägen) auf die Spur zu kommen.
Die kalifornische Autorin und Dozentin Penny Warner hat es wieder einmal geschafft, einen spannenden, witzigen und kurzweilig-frechen Krimi zu schreiben, der sich schon allein wegen der auf den ersten Blick ungewöhnlichen Protagonistin zu lesen auf jede Fälle lohnt.
Die moderne, robuste, neugierige, gehörlose junge Frau macht so einiges mit, steht sozusagen ihren Mann und hat in ihrer Gehörlosigkeit eher noch einen Plus- als einen Minuspunkt, kann sie doch viel eher an die Leute ran kommen und bewirkt mit ihrer sehr viel direkteren Art, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, so manchen Gefühlsausbruch und so manches Gespräch, für das Kriminalpsychologen lange hätten arbeiten müssen.
Die Barrierefreiheit, die der lippenlesenden, gebärdenden und sprechenden, da nach dem Spracherwerb ertaubten Connor mittels technischen Hilfen täglich dabei zur Verfügung steht (Schreibtelefon, E-Mail, Schreibtelefonvermittlung), wird das Herz so manches Gehörlosen und Schwerhörigen hierzulande durchaus erwärmen - wie leicht scheint Kommunikation zu sein, wenn sie nicht nur einseitige Signale setzt, sondern Gehörlose akzeptiert, wie sie sind.

Iris Groschek