Das Buch direkt bei Amazon bestellen Camilla Läckberg
Die Eisprinzessin schläft

Original: Isprinsessan
Aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek
(1. Band)
Aufbau TB
ISBN 3-3780-0662-5

Die junge Frau war besonders erfolgreich, schön und reich. Sie hieß Alexandra Wijkner, und keiner im Ort kann sich ihr Ableben erklären.
Zufällig wird die Schriftstellerin Erica Falck in den Fall hineingezogen. Sie weilt in Fjällbacka, um in ihrem verwaisten Geburtshaus nach dem Rechten zu sehen. Da sie eine Kindheitsfreundin Alexandras ist, beauftragt man sie, einen Nachruf auf die Verstorbene zu verfassen.
Kriminalassistent Patrik Hedström, ein weiterer Schulkamerad, führt die polizeilichen Ermittlungen. Zunächst holt Erica ohne sein Wissen Informationen über die Tote ein, doch im Lauf der Zeit kommen sich die beiden beruflich wie privat näher.
Gleichermaßen ins Visier des Paares geraten die Familie des Konservenfabrikanten Lorentz, der stadtbekannte Säufer Anders, der ungeliebte Ehemann der Toten sowie deren Freundin Francine.
Doch offenbar verbirgt sich eine alte Geschichte hinter der Tat. Es gibt jemanden, der Alex von klein auf kannte und der seiner Eisprinzessin ein eisiges Totenbett bereitet hat.

Rezension:
Eine Reihe zutiefst unglücklicher Menschen gibt sich hier ein Stelldichein:
Der versoffene Künstler Anders, der doch so viel Potential gehabt hätte und den seine persönliche Vergangenheit nebst der unglücklichen Liebe zu einer unerreichbaren Frau völlig zerstört hat.
Seine Mutter Vera, die eine Schuld auf sich geladen hat, die nie mehr gut zu machen ist und daher hilflos mit ansehen muss, wie ihr Kind vor die Hunde geht.
Henrik, der unglückliche Ehemann der Toten, die stets auch bei ihm auf innerer Distanz blieb.
Alexandras jüngere Schwester Julia, das hässliche kleine Entlein der Familie, auf Konfrontationskurs mit der ganzen Welt.
Ericas Schwester Anna, gefangen in einer Ehe mit einem gewalttätigen Ekelpaket von Börsianer und gehalten nur von der Illusion, alles könne irgendwann irgendwie besser werden.
Schließlich die Ermordete, Alexandra, selbst: schön, klug, vermögend und doch zutiefst am Leben verzweifelt.
Und mitten drin ist da Erica, die Autorin, gerade erst Waise geworden. Eine bodenständige Mitdreißigerin, die Weight Watcher Punkte zählt, Wonderbra und Miederhöschen trägt, zuweilen an Schreibblockaden und einem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit leidet … und am Ende doch durch die Liebe und phantastischen Sex belohnt wird.
Vorher und nachher allerdings darf sie ihre Qualitäten als Hobby-Detektivin unter Beweis stellen – gemeinsam mit Patrik, dem Ex-Freund aus Jugendtagen, der als Polizist offiziell im Fall der Ermordeten ermittelt.

Der Erstling der gebürtigen Fjällbackaerin Camilla Läckberg ist ein Buch über Mütter, Töchter und Söhne – über alte Freundschaften und neue Lieben – und am Ende, bei der Auflösung, wartet er mit einem ungeahnten Sumpf an Scheußlichkeiten auf, mit der Beschreibung von Dingen, die sich der Leser schon fast gedacht hat und sich doch eigentlich gar nicht vorstellen möchte …

Bemerkenswert dabei das Geschick der Dreißigjährigen, die düsteren Ereignisse und deprimierenden Innenansichten der verzweifelten Charaktere immer wieder zu brechen, etwa mit Hilfe von kleinen amüsanten Skurrilitäten (wie die Figur des dicken, selbstgefälligen, strafversetzten Kommissar, der die langen Haare von rechts nach links kämmt – ein ebenso grausiger wie faszinierender Anblick …). Und das alles, ohne die Psychogramme der Protagonisten unglaubwürdig werden zu lassen.

Eine faszinierende Lektüre, die wahrlich Lust macht auf weitere Fälle aus der Feder der jungen Schwedin (zwei davon - „Predikanten“ und „Stenhuggaren“ - sind in ihrem Heimatland bereits erschienen).

Miss Sophie