Das Buch direkt bei Amazon bestellen Andrea Schacht
Die Sünde aber gebiert den Tod

(3. Band)
Blanvalet gebunden
ISBN 3-7645-0204-5

Köln, am Ende des Jahres 1376.
In Groß Sankt Martin wird die Christmette gefeiert. Doch just als die Mönche das Loblied auf die Geburt des Heilands anstimmen, hallt das Schreien eines Säuglings durch die ehrwürdigen Gewölbe der Klosterkirche.
Hinter dem Altar entdeckt Pater Ivo das kleine Mädchen, das ein Feuermal auf der Wange trägt: den »Satanskuss«. Er bringt das Baby kurzerhand zum Konvent am Eigelstein, wo Almut Bossart, die junge, gewitzte Begine, kurz darauf in den Windeln ein hochbrisantes Pergament findet.
Ist die junge Frau, die man am nächsten Tag als kopflose Leiche im Kloster findet, die Mutter des Säuglings?

Rezension:
Knuspriger Brotfladen mit Gänseschmalz, hartgekochte Eier in heller Buttersoße mit Dill gewürzt, eine Platte mit Hühnern im Kräutermantel, am Spieß gebraten, Brei von grünen Erbsen, goldgelber Käse, Bratäpfel, süße Wecken mit Rosinen …

Wer bei diesem Auszug aus dem Weihnachtsmahl der Beginen nicht kurzzeitig wünscht, selbst ins Ende des vierzehnten Jahrhunderts zurückversetzt zu werden …, nun, der ist entweder ein Asket oder … Oder er vergisst bei all diesen kulinarischen Verheißungen das andere, grausame Gesicht jeder Zeit nicht.
Einer Zeit, in der sich vom Aussatz bedrohte Kranke nach eingehender Beschau durch fachkundige Prüfer unter Tränen von ihren Familien verabschieden müssen, um künftig fern der Welt im Siechenhaus ihr Leben zu fristen.
In der Gassenkinder mit ihrer kleinen Hände Arbeit (und dem, was sie erbetteln oder ergaunern) ganze Familien durchbringen müssen.
Öffentliche Hinrichtungen, bei denen ein unfähiger Henker zahlreiche Hiebe braucht, bevor der Delinquent tatsächlich den Kopf verliert.
Und immer wieder die Vorherrschaft der Mächtigen, der Betuchten, der Männer – oftmals mit recht handfesten Methoden darauf bedacht, „die anderen“ unwissend, klein und hilflos zu halten.
Almut, die Heldin von Andrea Schacht, ist keine, die sich den Mund verbieten lässt und wenn es die Not erfordert, dann wird sie auch schon mal handgreiflich.
Ihre flinke Zunge hat sie in den ersten beiden Bänden schon mehrfach in Gefahr gebracht und auch jetzt, in der überaus gelungenen dritten Geschichte um die Beginen vom Eigelstein, hat sich das nicht gebessert.
Doch gerade diesen Charakterzug schätzen die Leser an der ungewöhnlichen Protagonistin – wie sie auch ein freudiges Wiedersehen feiern mit all den anderen liebgewordenen Figuren und ihren Eigenarten. Dem Alchimisten und Apotheker Meister Krudener, der stummen Trine, seiner Helferin, Clara, der Begine mit der spitzen Feder, dem frechen Päckelchespitter und natürlich mit Pater Ivo, der diesmal in großer Gefahr schwebt und nur auf sehr dramatische Weise von Almut gerettet werden kann …

Was Andrea Schacht in ihren Romanen macht, hat viel Schönes: Stets verpackt sie ein verbrieftes historisches Ereignis (diesmal die Verschwörung der Herren Kelz und Wevelinghofen und die Rolle, die der Schöffe Gerhard von Benasis im Schöffenkrieg gespielt hat) in eine spannende Geschichte mit sehr menschlichen Protagonisten. Diesmal ist es die kauzige Köchin Franziska, die sich zu den anderen Figuren hinzugesellt und das Ganze noch ein wenig würziger macht.
Die Wahlkölnerin Schacht hat einfach ein Gefühl für Atmosphäre, traut sich aber auch an große Gefühle und brutale Details einer finsteren Zeit heran. Politische Intrige gesellt sich zu sozialen Missständen, einer abwechslungsreichen Handlung, wunderbaren Wortgefechten und sogar einem amüsanten Streifzug durch die Feinheiten der Heiligen Schrift.

Also: Einfach lesen und weitersagen „Wo Schacht draufsteht, da ist historische Krimikost vom Feinsten drin!“

Miss Sophie