Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jonathan Smith Sophie Kreutzfeldt
Fenster zur Nacht

Original: Night Windows
Übersetzt von Sophie Kreutzfeldt
dtv premium TB
ISBN 3-423-24465-8

Er steht auf dem Höhepunkt des Erfolgs. Patrick Balfour, gefeierter Direktor einer Londoner Privatschule, ist auf dem Weg zum Ruhm, als er sich plötzlich mit der Polizei konfrontiert sieht.
Er wird verhört und verhaftet, und die Verbrechen, die er begangen haben soll, sind schrecklich schäbig und ebenso peinlich: Er soll Benzin gestohlen und pädophile Fotos gemacht haben. Die Beweise, die man ihm vorlegt, sind scheinbar unwiderleglich.
Hat er einen Doppelgänger? Oder hat er diese Dinge womöglich tatsächlich getan? Stecken irgendwelche Konkurrenten aus dem Lehrerzimmer dahinter? Oder will sich ein Schüler heimtückisch rächen?
Und mit wem kann Balfour darüber reden? Mit seiner Ehefrau? Oder lieber mit seiner Geliebten? Und von wem stammen die eigenartigen Botschaften, die ihn von allen Seiten erreichen? Wird er von seinem Widersacher beobachtet?

Rezension:
Jemand musste Patrick Balfour verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, bekam er eines Tages Besuch von der Polizei.

Patrick Balfour ist Direktor einer Londoner Privatschule - ein guter Direktor, wie er meint und wie auch viele denken. Im Kollegium hat er Freunde und Feinde, daheim eine Ehefrau, von der er sich seit einem Seitensprung mit einer Verlagslektorin entfremdet hat.
Denn nebenbei schreibt Patrack Balfour historische Romane - und zwar erfolgreich. Wie eigentlich alles, was er angepackt hat im Leben, irgendwie erfolgreich wurde.
Bis jetzt.

Bis ein Polizei zu Patrick in die Schule kommt. Nichts unübliches - es könnte um einen Schüler gehen, der geklaut hat oder schwarzgefahren ist. Aber nein, der Polizist will mit Patrick persönlich sprechen. Allein. Am besten auf dem Revier.

Jemand musste Patrick verleumdet haben....
Was ist passiert? Es sind Fotos aufgetaucht, die einen minderjährigen Jungen in Patricks Appartement zeigen. Das ist schlichtweg unmöglich - Patrick weiß das - aber die Bilder sprechen ihre eigene Sprache. Und es gibt noch einige andere Vorfälle, bei denen Patrick - nein: jemand, der sich als Patrick ausgab und der offensichtlich auch so aussieht - Dinge getan hat, die ein Schuldirektor nicht tun sollte.

Für Patrick ist klar, dass hinter dem Identitätsdiebstahl und den Vorfällen jemand aus seinem nächsten Umfeld stecken muss. Eine richtige Vermutung, denn bald liegen anonyme Zettel mit Literatur-Zitaten in Patricks Fach im Lehrer-Zimmer, in denen sich der Täter offenbar über sein Opfer lustig macht. Denn die Botschaft auf dem ersten Zettel lautet:

Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. - der erste Satz aus dem Prozess von Franz Kafka: Patrick Balfour bekommt es zu spüren, was es heißt, anonym verleumdet zu werden, er spürt den Druck, dem er ausgesetzt ist und dem er sich aussetzt: wem kann er trauen, wer könnte ihn verleumdet haben? Sein Frau? Seine Ex-Geliebte? Ein Kollege?

Ein geschickt geplotteter Psychothriller über Psycho-Mobbing, Doppelgängertum und Identitätsdiebstahl, ganz nah und dicht erzählt. Ohne reißerische Effekte, dafür mit einem sehr klaren Blick auf die Menschen, ihre Beziehungen und ihre Konflikte. Und auf die Frage: Wem kann man wirklich trauen?

Reinhard Jahn