Das Buch direkt bei Amazon bestellen Dieter Hellfeuer
Hardcore

Emons TB
ISBN 3-89705-352-7

Mitten in der schönsten Vorweihnachtszeit wird in einer Hamburger Galerie ein Künstler ermordet aufgefunden.
Reine Routine für Hauptkommissar Holger Kant, möchte man meinen - wäre da nicht die unmittelbare Nähe des Tatorts zu einem von Autonomen besetzten Bauwagenplatz sowie ein über jeden politisch korrekten Zweifel erhabener Investor, der just auf diesem Platz ein Multi-Kulti-Center bauen will.
Und nicht nur für Galeriemitarbeiter Martin Kuhlmann stellt sich recht schnell die Frage: Wer ist hier eigentlich das Opfer?

Rezension:
Echt, das ist voll uncool, Mann, wie dauerbetroffene öko-Tussen an ihren Grünkohlbratlingen knabbern und zwielichtige Werbe-Heinis mit ihren glatten Fassaden nur die Dollar-Zeichen in ihren Augen glitzern haben (naja, ihr bestes Hobby, neben Sex...), echt, ey, da könnte man ja fast mit den Bauwagen-Autonomen konform gehen, die sind ehrlicher – aber nur fast.
Coolman - eh - Kuhlmann zieht sein Ding durch und gehört doch dazu. Will anders sein und ist doch mittendrin. Dieter Hellfeuers Alter Ego nimmt von Frauencafé-Besitzerinnen (sind alternativ, öko und männerfeindlich) bis Kneipenbesitzern (sind dick und stehn auf Knaben), von der PR-Welt bis zum Leiter der Graffiti-Gruppe, von der Kunstgaleristin bis zu den allein erziehenden Feministinnen die Alternativ-Szene aus Hamburgs Westen auseinander. Ein ungewöhnlicher Stadtteil? Esoterik und Stricherszene, Cops und Randalierer, in Hamburgs Westen gibt’s alles – und daher auch in Hellfeuers Kriminaldebüt. Hamburger amüsieren sich über das Alltägliche, nicht-Hamburger wundern sich. Beide eint der Spaß am Wiedererkennen der zugespitzten Typen.
Frech und kenntnisreich inszeniert der Autor einen Krimi wie ein Billardspiel – eine Kugel bringt die nächste zum Rollen. Es ist allerdings viel Glück und Zufall nötig und nur eine begrenzte Anzahl Billardkugeln. Zu viel Zufall vielleicht und zu viel Freude an der Konstruktion ist an diesem technisch guten Krimi zu bemängeln, an dem es jeden Tag, an dem der Fall nicht aufgeklärt werden kann, regnet. Zum Schluss klart es sowohl wetter- als auch kriminalfalllösungstechnisch auf – und findet auch ein durchaus ungeahntes Ende.
So ganz kann sich der Autor seiner Sympathie für Ex-68er-Cops und verräucherte (und verkiffte) Ex-Jazz-Kneipen nicht entziehen. Kuhlmann ist dabei. Und Kuhlmann sieht mehr. Und so gibt’s auch ein Happy-End – bei Fair-Trade-Kaffee und Sex. Ein Krimi, der insbesondere männlichen Hanseaten um die 40 gefallen wird – der Mann kennt seine Zielgruppe. Echt.

Iris Groschek