Das Buch direkt bei Amazon bestellen Cornelia Funke
Tintenblut

Dressler gebunden
ISBN 3-7915-0467-3
(Kinder ab 10)

Eigentlich könnte alles so friedlich sein. Doch der Zauber von "Tintenherz" lässt Meggie nicht los. Und eines Tages ist es so weit: Gemeinsam mit Farid geht Meggie in die Tintenwelt, denn sie will den Weglosen Wald sehen, den Speckfürsten, den Schönen Cosimo, den Schwarzen Prinzen und seine Bären. Sie möchte die Feen treffen und natürlich Fenoglio, der sie später zurückschreiben soll. Vor allem aber will sie Staubfinger warnen, denn auch der grausame Basta ist nicht weit …

Neugierig geworden? Eine Leseprobe findet sich auf der entsprechenden Seite des Dressler Verlages.

Rezension:
„Ja, genau so hatte er sich die Tintenwelt beim Schreiben vorgestellt: bunt und lärmend, voller Leben. Die Luft roch nach Rauch, nach gebratenem Fleisch, nach Thymian und Rosmarin, Pferden, Hunden und schmutzigen Kleidern … Oh, er liebte es! Er liebte das Durcheinander, er liebte sogar den Schmutz, liebte dass das Leben vor seiner Nase stattfand und nicht hinter verschlossenen Türen … Ja, sie gefiel ihm, seine Welt. Sie gefiel ihm sehr – obwohl er hatte feststellen müssen, dass keineswegs alles so lief, wie er es geplant hatte.“

Das konstatiert der Schriftsteller Fenoglio, den Maggie im ersten Band in sein eigenes Buch hineingelesen hat. Und dass sich die Dinge alles andere als erwartungsgemäß entwickeln ist so ziemlich die Untertreibung des Jahrhunderts.
Denn nicht nur, dass Staubfinger, der Feuerspucker, von seinem alten Widersacher Basta verfolgt wird, sondern es gibt auch ein höchst unerfreuliches Wiedersehen mit der Elster – Mortola, Capricorns Mutter, vom eigenen Sohn wie eine Hausmagd gehalten, die dennoch den Tod ihres Kindes blutig rächen will.
Der zweite Band der Tinten-Trilogie ist mitreißend vom ersten Kapitel an – faszinierend und in seinen beiden Ebenen für jeden Geschichtenfreund ungemein verlockend: Wie genial wäre es doch, wenn man einfach eintauchen, sich hineinlesen lassen könnte in eine ganz fremde und doch so vertraute Welt …
Sicherlich wäre diese manchmal feindlich und grausam - ja.
Die Behandlung, die man erführe, vielleicht eine willkürliche und auch könnte es passieren, dass man dem Bösen schutzlos ausgeliefert wäre.
Aber bei alledem und alledem wäre diese Umgebung mit ihren zuweilen ausgesprochen einfachen Regeln und Gesetzmäßigkeiten doch so ursprünglich, so bunt und so lebendig, dass sich nichts, aber auch gar nichts von den Alltäglichkeiten der „Generation SMS“ damit vergleichen lässt.
Denn da wo das pure Überleben im Vordergrund steht, wo Freundschaft wirklich noch weit mehr ist als nur ein Wort, wo die kleinen Selbstverständlichkeiten des täglichen Lebens plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen, da spürt man sich selbst auch ganz anders.
Das ist es was Maggie fühlt, als sie in der Tintenwelt angekommen ist – und das ist es auch, was den Leser an die mehr als siebenhundert Seiten des Romans fesselt. Ganz abgesehen natürlich von der packenden Handlung, die für die Fans jeden Alters einen atemberaubenden Höhepunkt nach dem anderen bereithält.
Es ist ja nicht nur die junge Tochter des Buchrestaurators mit einem Satz mitten in die Gedankenwelt des alten Fenoglio gesprungen, sondern auch ihre Eltern. Und schon bald ringt Vater Mo mit dem Tod, während Resa, seine Frau darum kämpft, ihn den langen Fingern der weißen Frauen zu entreißen und alle zusammen den Kampf aufnehmen für Spielleute und Bauern und gegen unmenschliche Behandlung der Bürger, Ungerechtigkeit und Niedertracht …
Immer wieder wechseln sich Freud und Leid ab: Für Staubfinger gibt es ein Wiedersehen mit denen, die er liebt und die Gewissheit, dass andere, die ihm teuer waren, nicht mehr am Leben sind. Menschen verändern sich – werden von vermeintlichen Freunden zu erbitterten Feinden oder wandeln sich vom Übeltäter zum Mitstreiter, ob jedoch tatsächlich geläutert, bleibt abzuwarten …

Es ist prächtig und bunt, was die Wahl-Amerikanerin Funke da zwischen zwei Buchdeckeln entstehen lässt. Eine fantastische, zuweilen brutale Welt mit vielfältigen zauberhaften Gestalten. Manche dieser liebenswerten und weniger liebenswerten Figuren müssen ihr Leben lassen und nicht nur zart besaitete Teenager werden so manche Träne vergießen.
Kein Wunder also, dass der Titel schon unmittelbar nach seinem Erscheinen an die Spitzen der Bestsellerlisten schoss – und dass die Autorin als „die deutsche Joanne K. Rowling“ gefeiert wird. Dabei wird diese Bezeichnung der studierten Pädagogin und Grafikerin nicht wirklich gerecht, ist sie doch wesentlich vielseitiger als die Schöpferin von Harry Potter. Dabei ist Funke stets ganz nah bei ihren Lesern – egal ob diese noch ganz jung oder mitten in der schwierigen Phase der Pubertät sind. Und scheinbar mühelos gelingt der geborenen Westfälin der Spagat zwischen der realen Welt und jener, die sie aus Tinte selbst so trefflich gestaltet hat.
Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die Geschichte von Meggie, Mo, Resa, Farid und Staubfinger so viele Fans jeder Altersstufe gefunden hat, die schon jetzt kaum erwarten können, dass der dritte Teil erscheint. Und wer weiß, vielleicht wird der letzte Band der Trilogie die ungeduldigen Leser dann, wie es mittlerweile bei den Top-Bestsellern Usus geworden ist, per Nachtlieferung erreichen …

Miss Sophie