Andree Hesse
Judaslohn
Wunderlich gebunden
Nahe der idyllischen Stadt Celle gibt es einen weißen Fleck auf der Deutschlandkarte: Dort dehnt sich eine der größten militärischen Sperrzonen Europas aus, ein gigantischer Truppenübungsplatz. Noch von den Nazis angelegt, liegt das Kommando heute bei der NATO. Während eines Manövers wird dort ein britischer Soldat ermordet.
Rezension:
Luggi
ISBN 3-8052-0800-6
Ein unangenehmer Fall, den man Kriminalhauptkommissar Arno Hennings zuschustert. Der musikbegeisterte Enddreißiger ist nach Jahren in Berlin gerade erst in seine Heimat zurückgekehrt und wird von seinen norddeutschen Kollegen noch ziemlich misstrauisch beäugt.
Hennings soll den Mord gemeinsam mit einem Sergeant der englischen Militärpolizei aufklären soll - der ebenso toughen wie charmanten Emma Fuller.
Aus der Großstadt zurück in die Provinz. Diesen Weg beschreitet Kriminalhauptkommissar Arno Hennings, als er aus Berlin kommend zurückkehrt in seine Heimatstadt Celle. Doch bald steht er vor einem Rätsel. Ein Mord auf dem Truppenübungsplatz lässt die Ermittlungen anlaufen. Der Tote ist ein englischer Soldat, er wurde erschlagen, warum und von wem ist völlig unklar.
Zur Seite steht dem Kriminaler die Militärpolizistin Emma Fuller, die beiden haben bald nicht nur dienstlichen Kontakt. Doch dann wird ein zweiter Toter gefunden und das Dorf formiert sich zu einer Gemeinschaft, die sich gegen den Ermittler stellt. Zugleich stellt der Kommissar fest, dass eine gewaltbereite rechte Szene in Eichendorf ihr Unwesen treibt - haben sie etwas mit den Morden zu tun?
Immer mehr Feindseligkeiten, die aus der wechselvollen Geschichte der Gegend um den Militärstandort und das ehemalige Konzentrationslager herrühren, tauchen aus der Versenkung auf, alte Jugendfreundinnen spielen eine Rolle und plötzlich wird es sogar für Hennings gefährlich. Zusätzlich hat seine Berliner Lebensgefährtin in der Hauptstadt einen schweren Verkehrsunfall, das Privatleben drängt in den Vordergrund und der Kommissar muss sich entscheiden.
Ein spannender, fesselnder Roman, der Tiefgang besitzt. Nicht laut und blutrünstig, sondern hintergründig und still, gelingt Andree Hesse mit seinem zweiten Buch ein herausragender Krimi, der stark an Mankells Wallander-Serie erinnert, was ja doch ein Prädikat darstellt. Die Eigenwilligkeit der Landschaft und deren Bewohner stehen im Mittelpunkt, die Stimmung ist fast als melancholisch zu bezeichnen.
Die Charaktere werden detailliert gezeichnet, die Figuren sind interessant, die Beziehung zu aktuellen Themen ist genauso vorhanden wie genaue Recherchen zur deutschen Vergangenheit. Die Geschichte ist ruhig, aber trotzdem steigt die Spannung stetig und erreicht in einem überraschenden und vernünftigen Ende ihren Höhepunkt.
Ein bemerkenswertes deutsches Buch, das leichte skandinavische Züge trägt - Lese- und Krimivergnügen zugleich.