Andrea Schacht
Rheines Gold
Blanvalet TB
Köln, im Jahr 100 nach Christus.
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-442-36262-8
Die junge, rothaarige Witwe Rufina führt seit dem Tod ihres Mannes die Therme der Colonia. Doch die Geschäfte laufen schlecht. Als eines Morgens kein Wasser in die Becken läuft und weiterer Verdienstausfall droht, sucht Rufina wütend den Baumeister Silvian auf.
Doch es gibt einen grausigen Grund, warum das Wasser nicht fließt: Ein menschlicher Leichnam verstopft die Rohrleitung. Und Rufina kennt den Mann er steht in Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes
Als sie Fragen stellt, stößt sie auf Schweigen. Und als sie kurz darauf entführt wird und sich in letzter Sekunde befreien kann, befindet sie sich bereits mitten in einem Gewirr aus zwielichtigen Machenschaften, illegalem Goldhandel und düsteren Intrigen. Einzig Silvian, der Baumeister, steht ihr zur Seite
Römer, Germanen, Ubier und Gallier: Alle traulich versammelt im Badehaus, rund um Aurelia Rufina, Mutter zweier munterer Rangen und seit dem mysteriösen Verschwinden ihres Gatten allein verantwortlich für die größten Therme der Stadt, in denen sich alles tummelt, was Rang und Namen in der Colonia hat.
Als Domina hat die wenig diplomatische junge Frau es nicht gerade leicht viele Steine werden Aurelia in den Weg gelegt, doch zuweilen erhält sie auch Hilfe von ganz unerwarteter Seite.
Wie gut, dass der rassigen Rothaarigen die unverheiratete Tantencousine Flavia zur Seite steht, die mit ihren vierzig Jahren stets damenhaft, aber doch von so entschlossenem Wesen ist, dass sie jeden dazu bringt, sich ihren Wünschen zu beugen.
Auch andere starke Frauengestalten kreuzen Rufinas Weg oder begleiten sie ein Stück: Von der mütterlichen Kassiererin Paula, über die zwar nicht allzu intelligente, aber sehr warmherzige Sabina Gallina, Frau eines der einflussreichsten Bürger der Stadt bis hin zu der geheimnisvollen Wolfsfrau, die die Runen wirft und unheimliche Dinge sagt
Und während sich eine ebenso spannende wie geheimnisvolle und sehr verwinkelte Handlung entwickelt, in der politisches Machtstreben und schnöde Geldgier eine ebenso wesentliche Rolle spielen wie Eifersucht in ihrer reinsten Form lernt die Leserin viel über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit; etwa über das Frauenfest, zu dem nur Frauen in die Therme geladen sind, wo sie tafeln und tanzen. Oder über die Gerichtsbarkeit in Niedergermanien und die Gepflogenheiten der Barbaren.
Ganz in der Tradition der großen historischen Frauenromane vermischt Andrea Schacht Liebe, Leidenschaft, vernarbte Gesichter, edle, tapfere und entsagungsvolle Nebenbuhler, Diener, die ihr Leben riskieren für den Herrn und Freund, finstere Intrigen und machthungrige Emporkömmlinge zu einem literarischen Leckerbissen, der sich vor den bereits etablierten Beginen-Krimis der Erfolgsautorin keineswegs verstecken muss.
Ein wirklich gelungener Roman, der nicht nur den Almut-Fans die Wartezeit auf die nächste Episode aufs allerangenehmste verkürzt.