Das Buch direkt bei Amazon bestellen Oliver Bottini
Im Sommer der Mörder

(2. Band)
Scherz gebunden
ISBN 3-502-11000-X

Die Idylle von Kirchzarten war trügerisch: Unter dem Schuppen hatten Unbekannte ein illegales Waffenlager angelegt.
Louise Bonì, die Freiburger Hauptkommissarin steht vor dem schwierigsten Fall ihrer Karriere. Erste Spuren führen zurück in das zerfallende Jugoslawien der Neunziger Jahre.
Doch als ein kaltblütiger Mord geschieht, beginnt Louise zu begreifen, dass der Fall weit größere Dimensionen hat.

Dieser Roman erhielt den Deutschen Krimi-Preis 2007 (3. Platz – Kategorie „national“).

Rezension:
Louise Bonì, die Freiburger Hauptkommissarin, die grade eine Zwangspause in einem buddhistischen Kloster hinter sich hat, weil zu viel Alkohol in Verbindung mit zu vielen Toten auch die stärkste Frau aus der Bahn wirft, hat es auch diesmal nicht leicht.
Im Hinterkopf immer noch die Bilder von dem, was sie beim letzten Fall nicht verhindern konnte und mit einem Lieblingskollegen, der an ganz anderer Front, nämlich gegen den Krebs kämpft, hat sie – obschon gelassener als früher und sechs Kilo leichter – keinen leichten Stand.
Das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten ist nach wie vor durchwachsen – sie tut oft nicht, was sie soll oder was von einer Frau erwartet wird. Der Dickschädel zu groß, die Gespenster aus der Vergangenheit zu präsent, die Dämonen der Gegenwart unausweichlich – so lässt sich die toughe und gleichzeitig so verletzliche Halbfranzösin in einen Strudel von Ereignissen verwickeln, die weit über die Grenzen ihrer beschaulichen Schwarzwaldheimat hinausgehen.
Sechs Tote in vier Tagen – und über allem eine bleierne Hitze, drückend und lähmend, die jedem aufs Gemüt schlagen muss, selbst wenn er nicht, wie die Protagonistin und ihre Kollegen mit familiären und gesundheitlichen Problemen oder unerbittlichem Kompetenzgerangel zu kämpfen hätte.
Am Schluss sind noch einige Fäden lose und viele Fragen offen: Etwa wer wen gegen wen ausgespielt und wer am Ende den Sieg davongetragen hat? Die Beteiligung von LKA, BKA, diversen Geheimdiensten, Terroristen, Partisanen, gedungenen Mördern aller Couleur macht die Dinge nicht einfacher. Alle wollen sie angeblich dasselbe – Demokratie – und alle, wie sie da sind, scheuen sie nicht davor zurück, zu täuschen, zu betrügen, zu verletzen oder gar Menschenleben zu opfern.
Wie schon im ersten Band gelingt es dem Autor, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser mitten hineinzieht in die Vorgänge, die mit dem Brand eines alten Heustadels beginnen und sich dann zu einer Sache von internationaler Brisanz entwickeln.
Und wie bereits in seinem Debüt hat Bottini wieder auf ein klassisches „Happy End“ verzichtet. Denn wenn auch so manche böse Buben gefasst werden, so sind doch auch diesmal Narben geschlagen worden – außen und innen – die die Figuren nachhaltig prägen und verwandeln werden.
So schmerzlich dies für die Charaktere ist, so erfreulich ist es für die Leser. Denn auf diese Weise ist nichts statisch oder gar vorhersehbar. Und wiewohl Frontfrau Louise einem durch jedes Kapitel vertrauter wird, mit all ihren Macken und ihrer Verletzlichkeit, kann man doch davon ausgehen, dass auch in Zukunft noch so manche Eigenschaft zutage treten wird, mit der sie den Leser überraschen kann.
Zwar mag nach der Lektüre der ersten beiden Boni-Bände der Eindruck entstehen, dass eine Zusammenarbeit mit dieser Polizistin für männliche Kollegen der Gesundheit ausgesprochen abträglich ist – für den Leser jedoch ist jedes Zusammentreffen ein Glücksfall.
Atmosphärisch dicht, starke Figuren, brisante politische Begebenheiten (teilweise eng an reale Ereignisse der aktuellen Geschichte angelehnt) harmonisch in eine packende Krimihandlung eingebunden – was will man mehr?
Also: Unbedingt lesen!

Miss Sophie