Karin Slaughter
Sophie Zeitz
Schattenblume
Original: Indelible
In Karin Slaughters atemberaubenden neuen Thriller wird eines Morgens ein Polizist in der Polizeiwache von Grant County einfach abgeknallt und Chief Jeffrey Tolliver schwer verwundet.
Rezension:
Miss Sophie
(4. Band Sara Linton)
Deutsch von Sophie Zeitz
Wunderlich gebunden
ISBN 3-8052-0804-9
Es beginnt ein Geiseldrama, das ganz Heartsdale in Atem hält, denn nicht nur Polizisten sind betroffen, sondern auch eine Gruppe Schulkinder, die gerade die Polizeistation besichtigten.
Mitten im Geschehen ist Sara Linton, die Kinderärztin und Rechtsmedizinerin des Städtchens, die Jeffrey einen Besuch abstatten wollte, um über ihre schwierige Beziehung zu reden. Sie versucht nun verzweifelt, die Kinder zu beruhigen und ihrem geliebten Jeffrey das Leben zu retten.
Außerhalb der Station fährt das FBI schweres Geschütz auf, um die Station zu stürmen.
Ganz behutsam geht es los fast heiter sind die kleinen Plänkeleien, die auf dem Revier hin- und hergehen. Auch die Furcht einflößende Sekretärin passt genau ins Bild dieses beschaulichen Kleinstadtgemäldes.
Und dann ist plötzlich ganz alles innerhalb von Minuten ereignet sich ein furchtbares Blutbad und nichts ist mehr, wie es war. Alle Schwierigkeiten, die Sara Linton bis zu diesem Zeitpunkt hatte, werden komplett nebensächlich. Denn leicht hatten sie es sich wirklich nicht gemacht, sie und Polizeichef Jeffrey Tolliver: Erst verheiratet, dann geschieden, danach neu verliebt und nun heillos zerstritten, weil sie ihn nicht zum zweiten Mal heiraten möchte.
Und nun liegt der Mann in seinem Blut, um ihn herum die Schreie von Verletzten, totale Zerstörung, Tod
Liebgewordene Figuren dahingemetzelt, angstvolle Gesichter von Schulkindern, kleine Körper, die von Schüssen getroffen zu Boden sinken ...
Wie sich diese Geiselnahme entwickelt und noch viel wichtiger, wie es überhaupt dazu kam, davon handelt dieser vierte Band einer nach wie vor fesselnden Reihe rund um faszinierende Figuren. Und auch für den, der das Schicksal der Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton bis zu diesem Zeitpunkt aufmerksam verfolgt hat, gibt es vieles vor allem aus der Vergangenheit der sympathischen Rothaarigen und ihres Lebensgefährten was noch tief im Verborgenen liegt.
Genau das aber ist es, was, schon fünfzehn Jahre und mehr zuvor, den Stein ins Rollen gebracht hat. Denn schon damals gab es Ungereimtheiten und zweifelhafte Ereignisse, drei Freunde und ein finsteres Geheimnis, vernachlässigte Kinder auf der Suche nach Liebe, Teenagerschwangerschaften, tote junge Männer, verschwundene Mädchen und falsch verstandene Loyalitäten
Geschmeidig wechselt Slaughter die Ebenen, lässt den Leser an den Traumata, den Verletzungen, Enttäuschungen und Kämpfen, die alle Beteiligten in der Vergangenheit durchmachen mussten, teilhaben. Noch stärker als in den Vorgängerbänden arbeitet sie die Persönlichkeit der Hauptfiguren heraus, indem sie ihre Kindheit, ihre Ursprungsfamilien, ihren Werdegang nochmals genauestens beleuchtet und durch viele Details ergänzt.
Die Mordermittlung, die Jeffery in seiner alten Heimatstadt durchführen muss, kurz nachdem er Sara kennengelernt hat, zerschneidet nicht nur zu diesem Zeitpunkt unwiderruflich alte Freundschaftsbande, sondern bildet letztendlich den Auslöser für alles, was sich ab dann ereignet.
Vieles ahnt der Leser, manches errät er und wird doch immer wieder komplett in die Irre geführt. Slaughter gelingt das Kunststück gleich doppelt die Spannung aufrechtzuerhalten, sowohl was die Auflösung des Verbrechens aus den frühen Neunzigern anbetrifft, als auch den Ausgang der Geiselnahme.
Und natürlich spielen wie immer in den Linton-Romanen Gefühle eine große Rolle Freundschaft, Erotik, Liebe. Doch stets ist alles stimmig und wahrhaft nachvollziehbar in der schrecklichen Eigendynamik, die alles bekommt, wenn erst einmal die falschen Signale gegeben wurden und trotzdem nicht weniger traurig. Und dennoch kommt am Ende ein wenig Hoffnung auf, dass sich zumindest für einige der Protagonisten in Zukunft etwas ändern wird. Das macht Mut. Und rundet das Gefühl ab, ein verdammt gutes und ausgesprochen empfehlenswertes Buch in Händen zu halten!