Kirsten Boie
Die Medlevinger
Mit Illustrationen von Volker Fredrich
Johannes traut seinen Augen kaum, als er im Hinterhof plötzlich zwei Kinder entdeckt, die so klein sind, dass sie ihm nur bis zu den Knien reichen.
Der Kinderroman erhielt folgende Auszeichnungen:
Rezension:
Diese vier Kinder und ihre Verwandten, Freunde, aber auch Widersacher scheinen zunächst wenig bis gar nichts miteinander zu tun zu haben. Weswegen auch ihre Schicksale anfangs in zwei unterschiedlichen Schriftarten geschildert werden. Die dann allerdings zu einer einzigen werden und zwar ab dem Moment, in dem alles in einer Welt spielt.
Nicht umsonst wurde Die Medlevinger mehrfach ausgezeichnet bzw. für wichtige Preise nominiert: Gelingt es der Erfolgsautorin doch, die Leser mit einer packenden, teilweise auch sehr actiongeladenen Geschichte zu fesseln, ohne dabei aber auf den literarischen Anspruch zu verzichten, den sie an sich und ihre Bücher stellt.
Miss Sophie
Einbandillustration von Joachim Knappe
Oetinger gebunden
ISBN 3-7891-3155-5
(ab 10 Jahren)
Nis und Moa sind Medlevinger - Kinder aus jenem Volk, das vor 500 Jahren in ein Land unter der Erde gezogen ist und den Kontakt zu den Menschen abgebrochen hat. Sie sind nach oben gekommen, um Antak, den Hüter der Geschichte, und Nis' Vater Vedur zu suchen.
Und Johannes wird in ein unglaubliches Abenteuer hineingezogen, in dem es um Gold, Entführung und eine verschwundene Fibel geht.
Bald weiß Johannes nicht mehr, wem er noch vertrauen kann
* 5/2006 Evangelischer Buchpreis
* 2/2005 Nominiert für den MARTIN Kinder- und Jugendkrimipreis
* 6/2004 Die Kinder- und Jugendbuchliste (RB/SR)
Auf zwei Ebenen darf der gespannte Leser erst an den Gefühlswelten und dann an den Abenteuern von vier Elf- bis Dreizehnjährigen teilhaben. Sie alle haben es schon von Haus aus nicht leicht:
Nis, 13 Jahre jung, leidet darunter, dass sein Vater als Erfinder von allen verspottet wird. Kein Wunder, denn, ganz ehrlich, wer kann als echter Medlevinger schon an die Funktionalität eines Tagmachers, eines Sehkastens oder eines Rühr-und-Quirls glauben?! So etwas gibt es nicht in dem Land, in dem die Geschichten von Menschen dieselbe Qualität haben wie unsere Märchen und der zerstreute, kleine König sich mehr für seinen Garten als für Regierungsgeschäfte und Volksreden interessiert.
Seine Freundin Moa, 11, wiederum, findet sich so gar nicht mit ihrem Schicksal ab, das es ihr als erstgeborene Tochter bestimmt hat, eine stets schwebende, glücklich lächelnde Fee mit Zauberkraft zu werden.
Aber auch die anderen, die Erdlinge Johannes und Line, haben es nicht viel leichter: Die Mutter des Zwölfjährigen, die gerade eine Ausbildung macht und abends kellnert, legt sich mit Vorliebe mit jedem an, der ihr quer kommt, was für ihren Sohn nicht besonders angenehm ist.
Und seine Freundin muss mit ihrem arbeitslosen Vater auf ein Schiff ziehen, weil sie die Miete nicht mehr aufbringen können, während die Mutter sich in die USA abgesetzt hat.
Dann unterstützen sich alle und es beginnt eine spannende, atemberaubende Suche nach den verschwundenen Medlevingern, bei der auch unerwartete Zauberkräfte zum Einsatz kommen (und aus dem TV-Programm gewonnene wertvolle Erkenntnisse zur Gaunersprache und darüber, wie man kleine Erpresser zurechtstutzt).
Auch der Spagat zwischen dem phantastischen und den nur allzu realen Elementen ist ihr hervorragend gelungen.
Alles in allem also ein wunderbarer Roman, der Raum lässt für viele eigene Gedanken rund um die Protagonisten und das was sie erleben und beste Lektüre nicht nur für Kinder!