Silvia Kaffke
Blutleer
(4. Band Barbara Pross)
Ein Serienmörder, der sich freiwillig stellt. Ein Geständnis, das sechs Morde erst zur Serie macht. Hat der Frührentner Rudi Hirschfeld wirklich sechs Morde begangen? Entlang der S-Bahn-Linie 1 quer durchs Ruhrgebiet von Dortmund über Bochum, Essen, Mülheim, Duisburg und Düsseldorf an völlig unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Methoden?
Rezension:
Miss Sophie
kbv TB
ISBN 3-937001-74-3
Barbara Pross, Ex-BKA-Profilerin und Polizeiberaterin, und Ruben Jakubian, der "Neue" beim LKA, stehen mit ihrer Soko vor der undankbaren Aufgabe, Hirschfelds Geständnis für die Staatsanwaltschaft mit Beweisen zu untermauern.
Da bleibt Barbara wenig Zeit, sich um ihre handfeste Ehekrise zu kümmern. Gerade, als ihr Zweifel an Hirschfelds Angaben kommen, geschieht das Unfassbare
Barbara Pross ist zurück.
Mitte Vierzig ist sie nun, die Haare sind länger, die universitären Verpflichtungen mehr geworden und auch in ihrer Ehe hat sich einiges verändert, seitdem ihrem Mann durch seine Herztransplantation buchstäblich ein neues Leben geschenkt wurde.
Denn seine Aktivitäten, seine Kontaktfreude, seine beruflichen Verpflichtungen haben dafür gesorgt, dass einige der Grundpfeiler dieser nahezu symbiotischen Verbindung gewaltig ins Wanken geraten sind.
Kein Wunder also, dass die Profilerin sich Hals über Kopf in einen Fall stürzt, der einerseits so klar wie selten ist (denn schließlich hat sich der Serienmörder schon selbst gestellt und es gilt nur noch, die einzelnen Morde auch tatsächlich mit ihm in Verbindung zu bringen), andererseits aber nicht nur bei der Psychologin Pross das Gefühl erweckt, ein wichtiges Detail übersehen zu haben.
Und ebenfalls kein Wunder, dass die attraktive Jaguar-Fahrerin sich nicht komplett gegen die Sympathien wehren kann, die sie dem neuen Kollegen vom LKA entgegenbringt. Der Zweimetermann verfügt aber auch neben der schnellen Auffassungsgabe und seiner imposanten Figur über genügend Einfühlsamkeit und Fingerspitzengefühl beim Umgang mit seinen Mitarbeitern, um nicht nur bei Barbara, sondern auch im Team zu punkten.
Autorin Silvia Kaffke ist es auch in diesem, dem vierten Band rund um die Polizeiberaterin Pross gelungen, eine atmosphärisch dichte Handlung zu ersinnen, die nach einem eher gebremsten Start schnell an Spannung gewinnt. Schuld an der Verzögerung sind die privaten Verwicklungen, die auch diesmal ein starkes Gegengewicht zum eigentlichen Fall bilden, andererseits aber die ausführlich beleuchtete Polizeiarbeit immer wieder wohltuend unterbrechen.
Sehr gelungen ist die Art und Weise, in der die Wahl-Duisburgerin Kaffke den Leser an den sonst wenig augenfälligen Schwierigkeiten teilnehmen lässt, die sich dann ergeben, wenn die Polizeikräfte verschiedener Orte gebündelt und im Rahmen einer SoKo in ein gemeinsames Vorgehen kanalisiert werden müssen. Das Einhalten (oder auch nicht) von Zuständigkeiten, die Abstimmung untereinander, die Krux, wer am Ende die Meriten einstreichen nennen darf die Beschreibung dieses Minenfeldes liest sich ebenso spannend wie flüssig
Und genau dieses Element verleiht dem Roman, neben den starken Figuren und der im Vergleich zu den vergangenen Bänden wieder völlig neuen Ausgangssituation, sowie den immer wieder ungeheuer detaillierten Schilderungen der Örtlichkeiten (um nicht zu sagen Kneipen- und Restaurantführer inklusive
), das gewisse Extra.
Ebenfalls erwähnenswert, weil gut gemacht: Wie Silvia Kaffke bereits zum zweiten Mal einen Protagonisten befreundeter Autorenkollegen innerhalb ihrer eigenen Geschichte zum Leben erweckt. Bei Herzensgut war es die von Horst Eckert kreierte Ela Bach, diesmal präsentiert sich sehr lebensnah und gewohnt schillernd der Karr-Wehner-Antiheld Gonzo-Gonschorek in seiner Eigenschaft als Videogeier, dessen Kameraaufnahmen einen entscheidenden Hinweis für den Fortgang der Handlung liefern.
Alles in allem ein Krimi, den man gern in einem Zug liest und der am Ende berechtigte Hoffnung lässt, dass die Figur der Barbara Pross noch lange nicht ausgereizt ist und sich die Leser auch weiterhin auf neue spannende Fälle der Profilerin, sowie interessante private Verwicklungen freuen dürfen.