Das Buch direkt bei Amazon bestellen Isabel Abedi
Verbotene Welt

Loewe gebunden
ISBN 3-7855-5699-3
(ab 10 Jahre)

Reginald hat Macht. Er kann schrumpfen, was er möchte. Und das ist nichts Geringeres als die berühmtesten Bauwerke der Welt. Die verkleinerten Originale, versteht sich. Nach und nach baut er sich eine gigantische Landschaft in seinem Keller auf.
Doch Reginald hat etwas übersehen, oder genauer: jemanden. Ottis wurde in der Freiheitsstatue eingeschlossen, und Olivia musste sich vor der Polizei ins KaDeWe flüchten, als die Gebäude nachts plötzlich geschlossen wurden. Zwei Zentimeter groß sind sie nun ...
Während die Kinder um ihr Leben kämpfen, tobt draußen in der Welt das Chaos: Wohin sind die Monumente verschwunden? Und wer hat sie gestohlen?

Rezension:
Isabel Abedi ist eine Zauberin!
Nicht nur, dass sie mit Worten Welten entstehen lässt, die gleichzeitig unglaublich real und märchenhaft phantastisch sind.
Nein, was diese Autorin zu einer ganz besonderen Schriftstellerin macht, ist ihre Fähigkeit, jedem ihrer Romane ein absolut einzigartiges Gesicht zu verpassen!
Jetzt einmal abgesehen von ihren vergnüglichen Lola-Bänden, die als Teile einer Serie natürlich von den gleichen Protagonisten leben, sind Abedis Kinder- und Jugendromane alle vollkommen unterschiedlich, wiewohl sie auch alle ein paar Gemeinsamkeiten haben:
Jeweils ein Junge und ein Mädchen, meist aus schwierigen Familienverhältnissen und jeder mit einem Päckchen zu tragen, wachsen über sich selbst hinaus, besiegen ihre eigenen Ängste und retten die Welt – oder verbessern zumindest ihr eigenes Leben auf dramatische Weise.
Auch im vorliegenden Roman ist das so.
Der Amerikaner Otis wurde in einem Flugzeug geboren und leidet leider unter einer fatalen Höhenangst. Außerdem hat der Zwölfeinhalbjährige schon unzählige Umzüge hinter sich, da es seine Mutter, eine Kosmetikerin, nie lange an einem Ort aushält. Freunde hat sich der Einzelgänger mit seinem Faible für Geschichte und Bauwerke dabei allerdings nicht gemacht …
Ebensowenig wie Olivia aus Berlin, deren Mutter seit dem Tod ihres Mannes acht Jahre zuvor an der Flasche hängt. Die Leidenschaft der sportlichen und unerschrockenen Zwölfjährigen gilt dem Fliegen – und ihrer zahmen Taube Columbina.
Die beiden ungleichen Kinder treffen sich im staubigen Keller eines schottischen Schlosses, im Maßstab 1:75 geschrumpft – ebenso wie mehr als sechs Dutzend weltberühmter Gebäude und Brücken.
Wie sie es schaffen, sich und die zahllosen anderen Menschen und Tiere in Miniaturgröße aus diesem phantastischen Legoland zu befreien, den wahnsinnigen Reginald nach einem atemberaubenden Showdown zu besiegen und ein wahrlich glückliches Ende für alle Beteiligten herbeizufügen, das ist lustig und spannend und aufregend und abenteuerlich und nachgerade sensationell.
Dass der Leser ganz nebenbei noch eine Menge über berühmte Bauwerke – vom Eiffelturm bis zur Klagemauer – lernen kann, ist nur ein kleiner, angenehmer Nebeneffekt.
Ein Buch zum Lachen, zum Weinen (und sei es vor Glück und Erleichterung), zum Träumen (denn gäbe es nicht etwas, das auch wir gern zum schrumpfen oder wachsen bringen würden?), vor allem aber zum gespannt von einem Kapitel zum nächsten hasten.
So plastisch sind die Beschreibungen der Figuren, so atmosphärisch dicht die Stimmung an den unterschiedlichen Schauplätzen, dass man meint, den Geruch selbstgebackener Plätzchen aus der Schlossküche ebenso wahrzunehmen wie das Trompeten des kleinen weißen Elefanten …
Genau so und nicht anders muss ein Buch sein, dass das Zeug zum Klassiker hat. Hier ist nichts Dutzendware und keine Idee scheint x-mal geklont. Dieser Roman ist der Beweis, dass es in Deutschland sehr wohl noch hervorragende Nachwuchsautoren für Kinder- und Jugendbücher gibt, die hoffentlich noch ganz viele kleine Leser mit hochrotem Kopf die Welt um sich herum vergessen lassen werden.
Und das ist gut so!

Miss Sophie