Das Buch direkt bei Amazon bestellen Tsutsui Yasutaka
Mein Blut ist das Blut eines anderen

Thriller
Deutsch von Otto Putz
Edition q gebunden
ISBN: 3-86124-902-2

Kinukawa, der unscheinbare Angestellte eines Bauunternehmens in einer japanischen Kleinstadt, wird Zeuge eines Übergriffs der Mafia.
Der harmlose Mann rastet aus und richtet unter den Verbrechern ein Blutbad an.
Nun gerät er zweifach ins Visier der Yakuza: Die einen jagen ihn, die anderen wollen ihn für ihre Organisation gewinnen.
Auch Kinukawas Arbeitgeber scheinen tief in einem Sumpf von Korruption und Verbrechen zu waten.
Wilde Kämpfe und Bandenkriege nehmen ihren Lauf …

Neugierig geworden? Eine Leseprobe finden Sie unter der entsprechenden Seite des be.bra-Verlages.

Rezension:
Eine Kneipe, irgendwo in Japan.
Ein kleiner Angestellter an der Bar.
Drei Schläger der Yakuza, die die Animierdamen belästigen.
Und eine Barkeeperin, die verächtlich den stillen, schüchternen Buchhalter mustert, der offensichtlich weder gewillt, noch in der Lage ist, irgendjemand in dieser Situation zu Hilfe zu kommen …

So geht er los, der Thriller des Science Fiction Autors und Schauspielers Tsutsui Yasutaka, der vor allem für seinen schwarzen Humor bekannt ist; doch für die Gangster wird es nun alles andere als lustig:

Denn ehe sie – und Kinukawa, der Protagonist selbst - es sich versehen, hat sich der sonst so zurückhaltende Mann in eine Art „unglaublichen Hulk“ verwandelt, sprich: Von einem auf den nächsten Moment entwickelt er Bärenkräfte und die Fähigkeit, seinen Gegnern RICHTIG wehtuzun – ganz egal, ob mit den Fäusten oder mit einer Waffe – allerdings, ohne dabei auf eine Größe von zwei Metern anzuwachsen und seine Farbe ins Grüne changieren zu lassen.

Was ab da passiert ist eine Achterbahnfahrt der Ereignisse, wie sie turbulenter nicht sein könnte:
Von einer rivalisierenden Gangsterfamilie als Leibwächter angeheuert, wird der im Grunde seines Wesens freundliche und friedliche Kinukawa immer mehr in eine Spirale der Gewalt hineingesogen.
Der Mann, der normalerweise einer Fliege nichts zu leide tun könnte, wird immer öfter zum Berserker, der keine Grenzen kennt und metzelt und meuchelt, was das Zeug hält.
Dabei wird er keineswegs durch Allmachtsphantasien oder den Wunsch nach Gerechtigkeit oder Durst nach Rache getrieben – selbst dann noch nicht, als er unterwegs sämtliche Frauen, die ihm etwas bedeuten, durch den Tod verliert.

Nein, wirklich verantwortlich für dieses Verhalten ist einzig und allein das Blut, das in seinen Adern fließt. Dessen Ruf muss er – wie fremdgesteuert – gehorchen, ob er will oder nicht.
Und das im Endeffekt nur, weil er in ein Geflecht von Abhängigkeiten hineingeraten ist, aus dem er nicht mehr herauskommt.
Kinukawa kämpft im Grunde in erster Linie um sein eigenes Überleben – und ein wenig auch um seine geistige Gesundheit, muss er sich doch mit gewaltigen Veränderungen vertraut machen.

Er, der sein ganzes Leben im Glauben aufgewachsen ist, nichts erreichen und nichts bewegen zu können, der in den Augen der anderen ein armes Würstchen war, ist nun plötzlich gefürchtet und auch begehrt.
Doch diese Stellung muss er teuer bezahlen: Indem er nämlich eine Gewalt ausübt, die er im Grunde gar nicht schätzt. Und indem er aus seinem bisherigen Leben hinauskatapultiert wird und genau weiß, dass er in dieses, egal, was noch passiert, nie wieder zurückkehren können wird.

Zum Ende der Geschichte sind Recht und Ordnung wieder hergestellt, das Wesentliche, nämlich die Veränderung eines Menschen, dessen Natur durch das Blut, das in ihm fließt, bestimmt wird, ist abgeschlossen und der Leser hat eine Menge erfahren.

Über die Ohnmacht des einzelnen, sobald er in ein Beziehungs- und Abhängigkeitsgeflecht geraten ist, das mit Sicherheit auch in Wirklichkeit symptomatisch ist für die japanische Gesellschaft; und zwar ohne dass notwendigerweise Kriminalität im Spiel sein muss.

Und über einen Autor, der durch seinen überaus spannenden Plot ebenso besticht wie durch seine lakonische Sprache und das, schon wieder extrem schwarzhumorig überzogene Blutbad, in das er viele seiner Szenen taucht.

Von diesem Mann wollen wir mehr lesen!

Zack