Das Buch direkt bei Amazon bestellen Wolfgang Schorlau
Fremde Wasser - Denglers dritter Fall

KiWi TB
ISBN 3-462-03748-X

Bevor sie ihre Rede halten kann, die wichtigste Rede ihrer Laufbahn, bricht die Bundestagsabgeordnete Angelika Schöllkopf im Plenum des Bundestages zusammen. Sie stirbt vor laufender Kamera.
Zwei Tage dominieren die Bilder ihres Todes die Medien, dann vergisst die Öffentlichkeit den Vorfall. Nur ihre Großmutter glaubt nicht an den plötzlichen Herztod. Sie beauftragt den Privatermittler Georg Dengler mit Nachforschungen.
Als dieser den Fall bereits aufgeben will, heftet sich ein Killer an seine Fährte – und plötzlich befindet sich Dengler inmitten eines globalen Machtkampfes um den wichtigsten Rohstoff der Welt: Wasser.

Rezension:
Der Meister der aussagekräftigen Kurzkapitel ist wieder am Start – und liefert auch diesmal Spannung pur; wie stets eingebettet in brisante (wirtschafts-) politische Tatsachen und Vorkommnisse aus dem „echten Leben“.
Am Anfang steht das Wiedersehen mit Privatermittler Georg Dengler – der sich mit so spannenden Aufträgen wie dem Beschatten untreuer Ehefrauen beschäftigt, in flagranti und technicolor erwischt.
Parallel dazu lernt der Leser eine Vorstandsgröße aus der Wasserwirtschaft kennen – deren chronologischer Lebenslauf sich stellenweise so liest wie das eine oder andere Exemplar Pflichtlektüre Deutsch Grundkurs aus jenen Jahren, in denen der Protagonist eine der geschichtsträchtigen Lehranstalten der schwäbischen Metropole besucht. Übrigens immer wieder schön an dieser Stelle für alle Stuttgarter: die Namensnennung wohlbekannter Orte – vom Café Nast bis hin zum EbeLu und KG und wie die Schulen alle heißen.
Auf der dritten Erzählebene schließlich kommt ein Killer der etwas anderen Art zu Wort: Ein kriminell gewordener Ex-Kardiologe und Herzklappenchirurg.
Immer enger verweben sich die Schicksale all dieser Personen – nicht zu vergessen Olga, die sympathische Taschendiebin, Denglers Freundin, die unvermittelt konfrontiert wird mit den finsteren Figuren ihrer gefährlichen Vergangenheit.
Und während der Privatermittler mit dem Faible für John Lee Hooker und Junior Wells plötzlich an mehreren Fronten aktiv werden muss und der Leser einen absolut skrupellosen Mann auf seinem Weg nach oben beobachten kann, lernt er eine Menge über das zentralste Lebenselixier überhaupt: Wasser.
Die wenigstens Menschen machen sich Gedanken darüber, woher das kühle Nass stammt, von dem einfach erwartet wird, dass es mit stetigem Druck, überreichlich und bitte stets in Trinkwasserqualität aus dem Hahn strömt.
Unglaublich, wie viel Geld jedoch in diesem Business steckt, stecken kann, und das nicht nur in den Entwicklungsländern, in denen dem Wasser ein noch viel größerer Stellenwert zukommt und die staatlichen Kontrollen noch viel geringer sind als hierzulande.
So wurde/wird? auch im guten alten Europa gerne mal drauf verzichtet, marode Leitungen zu sanieren und stattdessen einfach mehr Wasser zu günstigen Konditionen ins Netz eingespeist. Selbst wenn ein Großteil davon versickert, so what? Auch die Tatsache, dass Rückstände nicht herausgefiltert werden können, weil sich der Kreislauf schon zwei- oder dreimal wiederholt hat, interessiert so lange niemanden, wie sich bestimmte Erkrankungen nicht ganz offensichtlich mit dieser Tatsache in Verbindung bringen lassen. Und entsprechende Forschungsergebnisse lassen sich garantiert einstampfen … oder durch Zahlungen in nicht unbeträchtlicher Höhe ein wenig abwandeln …
Und wer nun denkt, solche Fälle sowie die unheiligen Allianzen zwischen Zulieferern und (Kommunal-) Politikern seien komplett der Fantasie des Autors entsprungen, dem sei dringend angeraten, einmal genauer hinzusehen, welche namhaften Industriebetriebe überall auf der Welt im Wassergeschäft mitmitschen … Abgesehen davon, dass die (eins und eins im Roman vorkommenden) schadhaften Londoner Leitungen und die im Erdreich versickernden Wassermassen im Sommer 2006 nicht nur in Großbritannien Schlagzeilen machten.
So ist es sicherlich korrekt, Wolfgang Schorlau als einen der wichtigsten deutschsprachigen Autoren politischer Kriminalromane zu bezeichnen. Und man darf gespannt sein, zu welchem Thema sich der engagierte Journalist für seinen nächsten Roman eine umfangreiche Material- und Linksammlung anlegt (wie sie etwa zum vorliegenden Roman auf der entsprechenden Unterseite seiner Internetpräsenz nachzulesen ist).

Miss Sophie