Das Buch direkt bei Amazon bestellen Andrea Schacht
Kreuzblume

Historischer Roman
Blanvalet gebunden
ISBN 978-3-7645-0220-1

1790:
Antonia wächst als Junge verkleidet in der chaotischen Zeit der napoleonischen Kriege auf. Erst mit dem Tod ihrer Ziehmutter in der Schlacht von Jena erfährt sie ihre wahre Herkunft. Auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter zieht sie nach Köln. David, ein junger Leutnant, dem sie das Leben gerettet hat, gibt ihr den entscheidenden Hinweis.
Sie findet ein neues Heim im Haus des Domherrn Hermann von Waldegg und begegnet hier dem ehemaligen Kettensträfling Cornelius, der sanften Bürgerstochter Susanne und der intriganten Gesellschaftsdame Charlotte.
Während Antonia zur eigenwilligen jungen Dame der Gesellschaft heranreift, drängt es sie, die Geschichte der Mutter und das Schicksal ihres Vaters zu erfahren – nicht ahnend, wie eng beide mit den verschollenen Plänen der Westfront des Kölner Doms verknüpft sind.
Unwissentlich gerät Antonia in einen Strudel aus Korruption, Verrat und Intrige. Und an einen mächtigen Feind – Jakobiner und Stadtmagistrat Kay Friedrich Kormann, dem der Dom als Symbol des finsteren Mittelalters gilt und dessen Fertigstellung er mit allen Mitteln verhindern will.
Notfalls auch mit einem Mord...

Rezension:
Wo die eine den anderen einen „ondulierten Affen“ heißt, dessen „Benehmen dem Auswurf eines knoblauchfressenden Abdeckers“ gleich kommt, und das alles in astreinem Gossen-Französisch …
Wo in lauschigen Landhäuschen grenzenlos geliebt und auf dem Schlachtfeld gnadenlos grausam gestorben wird …
Wo arme alte Ex-Ordensschwestern ausgenutzt und betrogen und gerissene Gauner mit ihren eigenen Waffen und den Geheimnissen aus der Vergangenheit vernichtend geschlagen werden …
… da kann nur Andrea Schacht die Finger im Spiel gehabt haben.
Brillant beweist die Ex-Wirtschaftsingenieurin, dass ihre historische Expertise keineswegs nur auf Altertum und Mittelalter beschränkt, spielt doch der vorliegende Roman im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert.
Eine wunderbare Heldin steht im Mittelpunkt: Toni, der Trossbub, der in Wirklichkeit ein Mädchen namens Antonia ist, die auch als Erwachsene, den Viertels-Knaben, der an ihr verloren gegangen ist, nicht verleugnen kann.
Neugierig und unerschrocken, leidenschaftlich und treu, wagemutig, vorlaut und zähl – das alles und noch viel mehr ist die Tochter der Marketenderin, die im Laufe ihres höchst wechselvollen Lebens von einem Alltag zwischen Soldaten in die feinsten Gemächer der Stadt wechselt.
Ein kleines bisschen erinnert sie an Almut, die Begine (Protagonistin einer anderen sehr erfolgreichen Serie von Andrea Schacht), diese Toni: Nicht nur in der Not erfinderisch, lebensklug, tüchtig, vor allem aber vom unbändigen Drang beseelt, die Welt zu begreifen, sich keine Grenzen auferlegen zu lassen und sich den Konventionen nicht zu beugen.
Wie es der kleinen Kölnerin gelingt, ihren Weg zu gehen und das Versprechen zu halten, das sie dem Mann, der ihr ein Vater geworden und gewesen ist, auf dem Sterbebett gegeben hat, nämlich die alten Baupläne zu finden und die Vollendung des Doms zu ermöglichen, das ist ausgesprochen lesenswert. Ebenso wie die Schilderungen der Lebensbedingungen im Feld oder unter den zur Zwangsarbeit in einem französischen Hafen verurteilten Strafgefangenen.
Gut Ding braucht Weile und die Abbildung von fast einem Vierteljahrhundert prallvoll mit Liebe und Leid, Freundschaft und Abschied, Verbrechen, Verrat und letztendlich Gerechtigkeit und Genugtuung muss sich dann eben auch einmal über 700 und mehr Seiten erstrecken können.
Dieses opulente, detaillierte Sittengemälde einer durch Kriege geprägten Generation ist spannend, gehaltvoll, lehrreich, witzig, unterhaltsam und anrührend zugleich. Und die Lektüre von „Kreuzblume“, bei der sich so manche Träne ins Auge stiehlt und manches laute Lachen dem Leser entfleucht, macht nicht nur irgendwie glücklich, sondern auch Geschichte so greifbar wie lebendig. Die zahlreich eingestreuten Zitate aus Gedichten und Liedern tun ein Übriges, um die atmosphärische Dichte der Erzählung noch zu unterstreichen.
Also unbedingt lesen – und gerne auch zur Pflichtlektüre im Schulunterricht machen!

Miss Sophie