Das Buch direkt bei Amazon bestellen Max Bronski
München Blues

(2. Band Wilhelm Gossec)
Kunstmann gebunden
ISBN 978-3-88897-463-2

»Mein Laden im Schlachthofviertel ist gerade mal fünf Minuten von der Theresienwiese entfernt. Normalerweise spielt das keine Rolle, denn die Theresienwiese ist ein ziemlich reizloses steiniges Gelände, topfeben, ohne Baum und Strauch. Aber einmal im Jahr findet dort mindestens vierzehn Tage lang das Oktoberfest statt, das der Münchner dieses steinigen Geländes wegen Wiesn nennt.«
Wilhelm Gossec ist Antiquitätenhändler, besser gesagt Trödler, und das Oktoberfest ist auch für ihn ein gutes Geschäft, schon im September stellt er sein Geschäft für die ausländischen Gäste auf Bavarica um.
Eines Abends, als Gossec es sich gerade in der Wohnung hinter dem Laden gemütlich machen will, hört er ein Klatschen auf dem Pflaster und sieht einen Mann da liegen, ausgeraubt, eine Bierleiche. Gossec findet in seinen Taschen nur noch eine Einladung von der Firma Global Real Estate für das Käferzelt und eine Visitenkarte. Nach der handelt es sich um den Abgeordneten Ernst Hirschböck aus Niederottling.
Ein Landtagsabgeordneter, eine global agierende, börsennotierte Immobilienfirma, ein Münchner Scherbenviertel, in dem die Leute aus ihren billigen Wohnungen hinaussaniert werden sollen – mehr braucht Max Bronski nicht, um einen Krimi zu erzählen, in dem die Korruption das Selbstverständlichste auf der Welt ist, würde nicht manchmal einer aus lauter Gier über das Ziel hinausschießen und wäre da nicht Gossec mit seinem völlig überholten Gerechtigkeitssinn.

Rezension:
Gossec ist wieder da!
Ausgesprochen handzahm, diesmal – und menschenfreundlich (zunächst!). Denn ist es nicht wahrlich das Kennzeichen eines guten Samariters, einen heillos Betrunkenen so weit zu ernüchtern, dass man ihn in ein Taxi setzen und zu seiner Unterkunft kutschieren lassen kann? Ein Schelm, der denkt, das habe mit der Tatsache zu tun, dass die Bierleiche ein hochrangiger niederbayerischer Lokalpolitiker ist.
Doch schon auf Seite 22 läuft der Mann, der gerne mal den Dalai Lama zitiert, zu Hochform auf, wenn er mit einem einfachen Trick einen Kampfhund das Fürchten lehrt und dessen Herrchen noch mehr („Gewaltbereitschaft muss man unmissverständlich signalisieren, sonst verliert man jede Autorität!“).
Das ist es, wofür wir den Antiquitätenhändler so sehr lieben, dieses souveräne, direkte Auftreten, mit dem er sich den gebotenen Respekt verschafft – so wären wir gern auch (zumindest manchmal).
Diese Haltung braucht er aber auch, der Wilhelm Gossec, während er versucht, Freund Julius Balser aus der Patsche zu helfen – und dabei auch gleich noch einer ganzen Reihe ahnungsloser Bürger ihr Heim zu erhalten.
Denn zimperlich gehen seine Kontrahenten auch diesmal nicht mit dem Mercedes-Bus-Fahrer um – da ist eine gebrochene Nase noch das geringste Übel.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass nicht nur ein Mörder hinter unserem Helden her ist, sondern auch das LKA ihn ganz genau im Blick behält.
Bevor – natürlich – am Ende nach einem spektakulären Showdown alles gut ausgeht und von einem Konzert der ganz besonderen Art gekrönt wird, erleben wir eine surreale Beerdigung mit skurrilen Figuren, lernen eine ganze Menge weiblicher Wesen kennen, die dem Charme Gossecs ebenso wenig widerstehen können wie der Leser und erfahren, dass “... der Blues mit Vorliebe all jene packt, die den Kopf sechs Monate durch graue Watte tragen müssen, sowie kanadische Holzfäller, finorussische Tundrabauern, schottische Schäfer und Schlachthofviertelbewohner.
Ein garantiertes Allheilmittel gegen Blues jeglicher Art stellt dieses Buch (sowie der erste Band – „Sister Sox“) dar. Auch wenn Sie kein Bajuware sein sollten: Lesen Sie Max Bronski und Sie fühlen sich garantiert besser!

Miss Sophie