Das Buch direkt bei Amazon bestellen Meg Cabot Eva Malsch
Darf's ein bisschen mehr sein?

(1. Band Heather Wells)
Originaltitel: Size 12 is not Fat (A Heather Wells Mystery)
Aus dem Amerikanischen von Eva Malsch
Blanvalet TB
ISBN: 978-3-442-37015-3

Zumindest eins ist das Leben von Heather Wells nicht: langweilig.
Selbst jetzt noch, nachdem sie ihre Karriere als Teenidol an den Haken gehängt hat, weil sie keine Lust mehr hatte, sich auf »Modellmaß Magerstufe« herunterzuhungern, steckt sie bis über beide Ohren im Chaos - und in den Schokoriegeln.
Die niedlichen Schoko-Pfunde machen ihr keine Sorgen, wohl aber ihr neuer Job als Hausmeisterin in einem Studentenwohnheim, mit dem sie sich ihre Ausbildung finanziert. Es ist doch erstaunlich, was für Blödsinn sich Jugendliche 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche so einfallen lassen.
Das zweite Chaoselement heißt Cooper Cartwright und hat den sexiesten Po von New York City! Aber wenn Heather ganz ehrlich zu sich ist, dann muss sie zugeben, dass Cooper eigentlich gar kein Problem ist: Es gibt nämlich keinerlei Anzeichen dafür, dass der breitschultrige Privatdetektiv auch nur das geringste romantische Interesse an ihr hat. Obwohl er dazu wahrlich viel Gelegenheit hätte, denn Cooper ist nicht nur der Bruder ihres treulosen Exverlobten, er ist außerdem ihr Vermieter.
Das alles ändert sich rasant, als plötzlich eine von Heathers Studentinnen tot im Aufzugsschacht aufgefunden wird und alle an einen Unfall glauben. Nur eben Heather nicht.
Also macht Heather sich mit Schwung, Witz und Mut allein auf die Mördersuche. Schön, dass diese Aktivitäten zwar die Polizei zur Weißglut treiben, aber wenigstens Coopers Interesse zu wecken scheinen.
Dumm nur, dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ihr Exverlobter Heather wieder in seine starken Arme reißen will – und ein Reporter darin eine aufregende Skandalgeschichte wittert.

Rezension:
Na, Hand auf’s Herz: Welche Kleidergröße haben Sie?
Ja, Sie, die Sie grade eine Buchbesprechung über eine „rundliche“ Hausmeisterin studieren. Einen Titel, den Sie entweder genau deswegen ausgewählt haben – oder weil die Autorin „Meg Cabot“ heißt und so ziemlich die genialste Autorin frecher „Mädchenromane“ Amerikas ist.
Sie wissen schon: Die „Plötzlich Prinzessin“-Reihe! Oder die, die als Vorlage für die TV-Serie „Missing“ diente, um die übersinnlich begabte FBI-Agentin wider Willen Jessica.
Genau diese Autorin schreibt nun auch Krimis. Spritzige, spannende und ausgesprochen unterhaltsame Frauenkrimis.

Das geht schon mit der Protagonistin los: Keine geringere als ein Ex-Popsternchen – mit 15 auf jeder Titelseite einer Teenie-Zeitschrift, ein paar Jahre später komplett pleite und weg vom Fenster. Statt sich aber mit ein paar ordentlichen Alkohol- und Drogen-Exzessen wieder in die Schlagzeilen zu bringen, nimmt die junge Frau eine Stelle als Hausmeisterin in einem Studentenwohnheim an (weil sie dort dann umsonst Kurse besuchen kann) und wird unversehens zur Amateurdetektivin.
Denn natürlich fallen ihr, die sie ihre PappenheimerInnen so gut wie sonst kaum jemand kennt, diverse Ungereimtheiten am angeblichen Unfalltod zweier Studentinnen auf, weswegen sie sich, allen Unkenrufen und Hindernissen zum Trotz an die Ermittlungen macht. Die sie noch vor dem spektakulären Showdown zum Schluss mehr als einmal in Lebensgefahr bringen. Und nicht nur sie selbst. Denn eins ist klar, mit allem muss gerechnet werden, wenn jemand (in Anlehnung an den Originaltitel des Buches) allen Ernstes behauptet Größe 12 sei fett!

Die Story selbst ist gut – mit ein paar unerwarteten Wendungen, wenngleich für den routinierten Krimileser nach gut der Hälfte der mehr als 400 Seiten Täter und Motiv einigermaßen vorhersehbar sind.
Richtig brillant wird das Ganze jedoch durch den Stil, in dem die Ich-Erzählerin alles, was sie erlebt, beobachtet und vor allem denkt, kommentiert. Obwohl es sich bei der guten Heather um eine wirklich nette Person handelt, die in erster Linie den anderen helfen möchte, selbst wenn sie ihr übel mitgespielt haben, so ist die Achtundzwanzigjährige eben nicht immer edel, hilfreich, gut oder auch nur schlau.
Sprich: Sie tritt in all die Fettnäpfchen und Stolperfallen, die für wirklich kluge Mädchen auch nicht ansatzweise zum Problem werden würden. Denn die werden natürlich niemals nicht schwach – egal worum es auch geht …

Wahrscheinlich ist die Heldin deswegen so nah dran an ihren Leserinnen, die ebenfalls über ein großes Maß an „willigem Geist“ verfügen, denen es aber leider auch immer wieder an der nötigen Disziplin zur Durchsetzung ihrer Ziele mangelt.
Und sicher schadet es dem Buch auch nicht, dass der Kerl den Heather heimlich begehrt, ein gut aussehender, nicht unvermögender Privatdetektiv mit knackigem Hintern und einer rauen, aber herzlichen Art ist.

Fazit: Wenn Sie mal wieder den tristen Alltag und das unbeständige Wetter vor dem Fenster vergessen und sich einfach nur richtig gut unterhalten lassen wollen, dann sollten Sie unbedingt zum ersten Fall dieser sympathischen Amateurdetektivin greifen, die es mit kotzenden Studenten ebenso aufnimmt wie mit Lift-Surfern, dazwischen ab und an ein Liedchen schreibt und mitsamt dem Cast an skurrilen Nebenfiguren richtig gute Laune verbreitet.

Ach übrigens – wissen Sie noch, die Eingangsfrage? Hier als Hilfe eine Größen-Umrechnungstabelle:
0=28, 2= 30, 4=32, 6=34, 8=36, 10=40, 12=42, 14=44 …
Und falls es Sie interessiert: Laut Nachwort trägt Meg Cabot selbst Größe 34; konnte aber in der Vergangenheit auch schon Erfahrung mit Textilien in 40/42 und größer sammeln. Vielleicht ist sie deswegen so eine ausgesprochen sympathische und witzige Pummeligen-Versteherin … Ganz abgesehen davon, dass Sie natürlich einfach brillante Romane verfaßt!

Miss Sophie