Das Buch direkt bei Amazon bestellen Friedrich Ani
Wer lebt, stirbt

(1. Band „Der Seher“)
dtv TB
ISBN 978-3423209885

Mit seinem Orientierungssinn führt er Einsätze auf unbekanntem Terrain zu überraschenden Erfolgen. Sein räumliches Vorstellungsvermögen hat schon seine Ausbilder auf der Polizeiakademie verblüfft. Genauso wie seine Gabe, Stimmen zu sezieren wie ein Pathologe eine Leiche.
All das hat Hauptkommissar Jonas Vogel eine Spitznamen eingebracht: Der Seher. Doch dann hat er bei seinen Ermittlungen im Mordfall an dem Wachmann Falk Sieger einen folgenschweren Unfall …

Rezension:
Ein verzwickter Kriminalfall um einen toten Wachmann und eine offensichtlich entführte Sekretärin verquicken sich mit dem Schicksal der ebenso ungewähnlichen wie nicht ganz unproblematischen Familie Vogel.
Das Oberhaupt, Jonas, ist seit Jahren ein brillanter Ermittler. Seinen Spitznamen „der Seher“ verdankt er der Tatsache, dass er rein intuitiv Dinge erfasst, die anderen lange verborgen bleiben.
Sohn Max (32) ist in die väterlichen Fußstapfen getreten, darf aber nicht im selben Kommissariat Dienst tun – eine Vorschrift, die den eher schweigsamen Mann mit dem intensiven Blick in schöner Regelmäßigkeit zur Weisglut bringt und dazu, mit seinem Vorgesetzten eine Auseinandersetzung anzuzetteln.
Mutter Esther wollte nie einen Polizisten, hasst die Gefahr, der diese sich tagtäglich aussetzen und trinkt gern mal ein Gläschen zuviel.
Zusammen mit Tochter Katrin, einer erfolgreichen Musikerin, lebt das Trio im Münchner Viertel Haidhausen.
In der Ehe der Vogels steht es nicht zum besten – überhaupt reden die Leute im vorliegenden Roman nicht wirklich übermäßig viel miteinander, zumindest so lange nicht, bis nicht etwas Schreckliches geschieht, das sie zur Kommunikation mit den anderen zwingt.
Nicht viel anders geht es dem schmierigen Lokalpolitiker auf dem Weg nach oben, den halbseidenen Kollegen des toten Wachmanns, den vielen Menschen, die dazu beitragen, immer mehr Verwirrung zu stiften statt Klarheit zu bringen, obschon vieles eine ganz eindeutige Sprache spricht.
Der gesamte Fall mit all seinen Verwicklungen ist jedoch nur Beiwerk für die zentrale Geschichte dieses ersten Bandes um einen Kommissar, dessen Leben sich durch einen Unfall so komplett wandelt, wie es vollständiger und verwirrender nicht sein könnte.
Ein spannender Plot, die überraschende Auflösung, viel Dramatik gegen Ende – und zwar zwischen den Zeilen mindestens genauso wie in Form der tatsächlichen Ereignisse – sowie Bobtail Roderich sorgen dafür, dass man gerne dran bleibt an diesen zwanzig Kapiteln.
Fazit: Ani hat einen neuen viel versprechender Protagonisten geschaffen, von dem wir definitiv noch mehr lesen wollen!

Miss Sophie