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Der Metzger muss nachsitzen

rororo TB
ISBN 978-3499247736

Nach geruhsamen 25 Jahren stolpert der Restaurator Willibald Adrian Metzger zum ersten Mal über einen Ex-Mitschüler, besser gesagt, über dessen Leiche. Besagter Schulkollege war seinerzeit aber alles andere als ein Kollege, sondern der schlimmste seiner schulischen Peiniger.
Kein Wunder also, dass der Metzger angesichts der Leiche nicht unbedingt in Tränen ausbricht. Vorerst eher erleichtert, dass diese zufällige Begegnung auch die letzte sein wird, wäre er dann bei seiner Rückkehr an den Fundort, in Gegenwart der Polizei, doch ziemlich froh über ein weiteres Wiedersehen gewesen. Die Leiche ist nämlich spurlos verschwunden.
Alles nur eine Frage von zu viel Rotwein? Das glaubt jedenfalls Eduard Pospischill, seines Zeichens Polizeiinspektor, und schon wieder ein ehemaliger Schulkollege, der zweite, den der Metzger an diesem verhängnisvollen Tag trifft.
Als der Metzger am nächsten Morgen erst den Schuh des Toten in einem Sackerl an seiner Wohnungstür findet und einige Zeit später auch noch der Zeigestab seines ehemaligen Klassenvorstandes in seiner Werkstatt auftaucht, scheint klar zu sein, dass das Ganze wohl alles kein Zufall war, und dass es für den Metzger höchste Zeit wird, der verdrängten Vergangenheit ins Auge zu blicken.
Damit ist es vorbei mit dem beschaulichen Alltag des Restaurators und seinem am Ende der Schulzeit gefassten Entschluss, all die Idioten der ehemaligen 8B für immer und ewig aus dem Gedächtnis zu streichen.
Mehr unwillig als enthusiastisch begibt sich Metzger auf die Spuren seiner Vergangenheit ...

Das Cover dieses Romans platzierte sich auf Rang zwei des "Bloody Cover 2008" Awards.

Rezension:
Der Debütkriminalroman des Wiener Autors, Songwriters, Komponisten und Pädagogen Thomas Raab spielt in der steirischen Metropole Graz. Ein Schauplatz, der bisher vor allem Wolf Haas vorbehalten war. Thomas Raab scheint aber ganz bewusst in die Gefilde seines berühmten Kollegen einzudringen, denn er kann sowohl erzählen als auch humorvoll und schlagfertig sein.
Die Hauptfigur des Romans Willibald Adrian Metzger ist Restaurator von Beruf und führt ein unspektakuläres Leben, das allerdings bei seinem allabendlichen Spaziergang aus den Fugen gerät: Er stolpert, von gehörigen Rotweinkonsum etwas unachtsam, über die Leiche seines ehemaligen Mitschülers Felix Dobermann. Als er den Leichenfund bei der Polizei meldet, trifft er auf den nächsten ehemaligen Mitschüler. Die Leiche ist aber verschwunden und die Polizei glaubt Metzger nicht. Er beginnt nachzuforschen und wird dabei mit seiner Schulzeit konfrontiert, die er längst verdrängt hatte.
Dort liegen aber die Wurzeln dieses Falles: die angebliche Vergewaltigung einer Junglehrerin, Mord an einem Lehrer und die Quälereien der Schulkameraden charakterisieren in Metzgers Gedanken ein Gesamtbild, das einer Enträtselung gefährlich nahe kommt.
Thomas Raab hat mit dem verschrobenen Metzger eine zwar ungewöhnliche Ermittlerfigur geschaffen, die aber dennoch irgendwie an Haas’ Brenner erinnert. Nichts desto trotz ist „Der Metzger muss nachsitzen“ ein gelungener Kriminalroman mit eigenständigem Stil, kurzweilig und atmosphärisch geschrieben, mit Humor und Skurrilität. Das sind alles Attribute, die ein gutes Buch ausmachen bzw. davon zeugen, dass Thomas Raab ein bemerkenswerter Start in die österreichische Krimiszene gelungen ist.

Rudolf Kraus